Trickbetrug: Wie verhalte ich mich richtig bei fremden Anrufern?
Seevetal. Bei der Polizei häufen sich derzeit die Fälle von Trickbetrug am Telefon. Es sind überwiegend ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Opfer von skrupellosen Trickbetrügern werden und so um Bargeld, Schmuck und andere Wertgegenstände gebracht werden. Mit der Aktion »Vorsicht Trickbetrug am Telefon« möchten der Präventionsrat Seevetal e.V. und das Polizeikommissariat Seevetal gemeinsam mit dem WEISSEM RING im Landkreis Harburg auf die Gefahren hinweisen, die aktuell am Telefon lauern.
»Durch den Lockdown konnten weniger Einbrüche stattfinden, weil die Menschen zuhause waren und nicht verreisten«, erklärt Frau Jahnert vom Polizeikommissariat Seevetal. »In der Folge haben wir es gerade mit einer ganzen Serie von Betrugsdelikten am Telefon zu tun. Leider fallen immer wieder gutgläubige Menschen darauf herein. Mit unseren Aufklebern wollen wir möglichst viele Menschen erreichen und auf die Problematik hinweisen.« Der gelb leuchtende Warn-Aufkleber auf unserer heutigen Titelseite kann nämlich abgezogen und direkt am Telefon oder in der Nähe des Telefons platziert werden. So sollen gerade ältere Menschen direkt beim Telefonieren daran erinnert werden, dass ein fremder Anrufer womöglich nichts Gutes im Schilde führt.
»Corona hat Ängste bei den Menschen geschürt, die von Kriminellen gezielt ausgenutzt werden, um sie zu täuschen«, meint Silke Lührs vom Präventionsrat Seevetal. »Die Betrüger wickeln ihre Opfer psychologisch geschickt und einfühlsam ein. Sie sind sehr kreativ und ändern ihre Masche ständig. Wir informieren über die gängigsten Muster, nach denen die Täter vorgehen und wie man sich am besten bei verdächtigen Anrufen verhalten sollte.«
Die Anrufer geben sich am Telefon z.B. als Verwandte in Not aus: »Hallo, rate mal wer hier ist?« »Nicklas, bist du das?« »Ja, genau!« Der Anrufer kannte den Namen des Enkels nicht. Der Name wurde preisgegeben ohne es zu merken. Weiter geht es vielleicht so: »Ich hatte einen Unfall und brauche dringend Geld, damit mein Unfallgegner mich nicht anzeigt. Ich schicke meinen Freund vorbei, um das Geld abzuholen.«
Niemals unüberlegten Antworten geben! Geben Sie Fremden keine Auskünfte über Ihre persönlichen und finanziellen Verhältnisse. Machen Sie keinerlei Zusagen am Telefon! Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen! Die Kriminellen sind in Gesprächsführung sehr gut geschult. Sie haben Erfahrung und wissen genau, wie man Antworten entlockt. Passen Sie auf! Geben Sie nichts preis!
Betrüger geben sich am Telefon häufig aus:
• als Polizisten
• als Verwandte oder Freund eines Verwandten in Not (Enkeltrick) • als Mitarbeiter von Banken und Sparkassen
• als Microsoft-Mitarbeiter
• als Mitarbeiter eines Amtes oder Organisation (Gesundheitsamt, WHO, RKI u.a.) Hier ein paar Beispiele für Trickbetrug:
Der falsche Polizist
»Hier spricht die Polizei! Wir haben einen Einbrecher in der Nachbarschaft festgenommen. Er hatte einen Zettel mit Ihrem Namen bei sich. Haben Sie Geld oder Wertgegenstände im Haus, die wir für Sie sichern müssen?«
Das Gewinnversprechen
Anruf einer angeblichen Rechtsanwaltskanzlei: »Sie haben 40.000 € gewonnen. Um das Geld zu bekommen, müssen Sie zuvor eine Gebühr von 400 € bezahlen. Ein Mitarbeiter der Kanzlei kommt vorbei, um das Geld abzuholen.«
Der Trick mit Ihrer Bank
Falscher Richter oder falsche Staatsanwältin ruft an: »Ihr Bankberater hat Gelder veruntreut! Wir müssen Ihr Guthaben schützen. Heben Sie Ihr Geld ab, ein Mitarbeiter von uns kommt vorbei und holt es zur Verwahrung ab. Lassen Sie sich Ihr Vorhaben nicht ausreden. Die Bankmitarbeiter könnten Komplizen sein.«
Der Corona-Trick
»Hier spricht ein Mitarbeiter des Gesundheitsamts. Es ist möglich, dass Ihr Geld mit dem Virus infiziert ist. Wir holen das Geld ab und bringen es gereinigt zurück.«
So oder ähnlich versuchen Betrüger an Ihr Geld zu kommen. Sie sind dabei sehr geschickt darin,
• sich als jemand anderes auszugeben
• falsche Sachverhalte vorzugaukeln
• Ihnen die richtigen Fragen zu stellen
• Sie über Privates oder Ihre Finanzen auszuhorchen
• Ihr Vertrauen zu erschleichen
• Gefahr in Verzug vorzutäuschen
• Druck auszuüben
• Angst einzujagen
• unbedachte Handlungen zu erzwingen
• Sie in ein langes Gespräch zu verwickeln
So schützen Sie sich:
Kein Bargeld rausgeben!
Übergeben Sie niemals Bargeld, Schmuck oder Wertgegenstände an unbekannte Personen, auch nicht an angebliche Enkelfreunde, Polizisten, Bankberater, Mitarbeiter vom Gesundheitsamt und andere Fremde. Deponieren Sie es auch niemals an einem verabredeten Ort.
Einfach den Hörer auflegen!
Ruft Sie jemand an, der Sie nach Geld oder anderen Wertgegenständen fragt, bzw. einen Gewinn in Aussicht stellt, dann sagen Sie, dass Sie zurückrufen und legen einfach auf.
Achten Sie darauf, ob die Leitung nach dem Auflegen wirklich wieder frei ist! Oft legen die Betrüger nicht auf und bleiben einfach in der Leitung, um zu überprüfen, wie Sie reagieren. Falls Sie ein Handy haben, nutzen Sie dieses, um die Polizei anzurufen. Haben Sie einen Notrufknopf für einen Pflegedienst? Dann drücken Sie diesen und informieren Sie dort über Ihre Lage. Gibt es eine Person im Haus, die Sie um Hilfe bitten können?
Polizei informieren!
Rufen Sie 110 an! Dabei ganz wichtig: Verwenden Sie niemals die Wahlwiederholungstaste Ihres Telefons. Die Betrüger arbeiten mit allen Tricks und lassen echte Telefonnummern (vom örtlichen Polizeirevier, von Ihrer Bank usw.) auf Ihrem Display erscheinen.
Keinen Eintrag im Telefonbuch.
Vornamen im Telefonbuch lassen ihr Alter erahnen. Ein Eintrag im Telefonbuch erscheint meist automatisch auch im Internet und stellt ein Sicherheitsrisiko dar, weil Täter sich dort informieren. Brauchen Sie den Eintrag wirklich? Falls nicht, veranlassen Sie lieber die Löschung.
Falsche Scham ist fehl am Platz!
Falls Sie Opfer eines Trickbetrugs geworden sind: Scheuen Sie sich nicht, die Polizei zu informieren! Je schneller die Polizei informiert wird, um so schneller kann sie handeln. Dies kann helfen, weitere Fälle zu verhindern. Schämen Sie sich nicht, mit Ihren Angehörigen darüber zu sprechen. In den meisten Fällen wollten die Opfer »nur helfen«. Hilfsbereitschaft ist ein hohes menschliches Gut und wichtig für unsere Gemeinschaft. Kriminelle nutzen dies schamlos aus. Nicht Sie trifft die Schuld, sondern den Täter!
»Holen Sie sich professionelle Hilfe!«, mahnt Michael Kropp vom WEISSEN RING im Landkreis Harburg. »Der WEISSE RING hilft Opfern von Gewalttaten. Was viele Menschen jedoch nicht wissen ist, dass sie sich auch als Opfer anderer Straftaten wie beispielsweise Betrug an uns wenden können. Wir stehen jedem Opfer einer Straftat mit Rat und Tat zur Seite.« Hilfe gibt es unter Tel: 116 006.