
Hamburg-Harburg, 05.06.2025 – In der Nacht zu Donnerstag wurde im Phoenix-Viertel erneut ein Transparent mit polizeikritischer Botschaft aufgehängt. Die Aktion reiht sich in eine Serie ähnlicher Vorkommnisse ein, bei denen Aktivistengruppen unter dem Namen „Anarchas on Tour“ öffentlich Kritik an der Polizei äußern. Das aktuelle Transparent trägt die Aufschrift „Fundierte Polizeikritik passt leider nicht auf ein Plakat – ACAB“ und wurde hoch am Zaun eines Sportplatzes befestigt.
Aktivisten reagieren auf Polizeieinsätze im Viertel
In einem begleitenden Onlinebeitrag auf einer linken Plattform erklären die Aktivisten ihr Vorgehen als Antwort auf das ihrer Ansicht nach übergriffige Verhalten der Polizei in den letzten Wochen. Sie werfen den Einsatzkräften gezielte Einschüchterung vor und beschreiben den jüngsten Polizeieinsatz gegen frühere Transparente und Plakate als Sachbeschädigung. In ihrem ironisch gehaltenen Text sprechen sie von einer „unerhörten Sachbeschädigung“ und bedanken sich sarkastisch für die ausgelöste mediale Aufmerksamkeit.
Die Gruppe verweist zudem auf eine detailliertere Erklärung ihres politischen Anliegens, die sich gegen strukturelle Polizeigewalt und soziale Ungleichheit richtet. Dabei fordern sie mehr gesellschaftliche Debatte über rassistische Kontrollen und das ihrer Meinung nach repressive Wirken der Polizei, insbesondere im Phoenix-Viertel. Einem Journalisten haben sie ein konkretes Gespräch angeboten.
Politische Reaktionen und mediale Resonanz
Die Aktion und der begleitende Text haben inzwischen ein breites Medienecho ausgelöst. Auch Vertreter der Partei Die Linke im Bezirk Harburg äußerten sich erstmals öffentlich zur Situation im Viertel. In ihrem Beitrag üben die Aktivisten zudem direkte Kritik an Medienvertretern, denen sie eine unzureichende Auseinandersetzung mit den sozialen Spannungen im Quartier vorwerfen.
Der Vorfall verdeutlicht erneut die Spannungen zwischen Polizei, Aktivisten und Teilen der Anwohnerschaft im Phoenix-Viertel, das immer wieder zum Schauplatz politischer Aktionen wird. Ob es in den kommenden Tagen zu weiteren Maßnahmen oder Stellungnahmen von offizieller Seite kommt, bleibt abzuwarten.
Das Phoenixviertel steht als sozialer Brennpunkt im sozialen Brennpunkt (Harburg) stellvertretend für die Probleme, die sich aus dem Niedergang der Industrie in der ehemaligen Industriestadt Harburg ergeben haben und die nie angegangen wurden.
Vor 45 Jahren war ich der anarchistischen Idee ja auch noch zugetan, allerdings der von Gustav Landauer („Die Freiheit des einen endet da, wo die Freiheit des anderen anfängt“) und nicht der von Max Stirner („Ich bin das Maß der Dinge, und wer sich mir entgegenstellt, dem hau ich was aufs Maul“).
Das sind zwei grundverschiedene Ansätze. Wer sich heute Anarchist nennt, sollte immer auch sagen, zu welcher der beiden Ideen er tendiert. In der Praxis würden wohl beide nicht funktionieren. Die Stirner’schen würden sich zerlegen, die Landauer’schen am mangelnden Engagement der Mehrheit scheitern- und in beiden Fällen würde sich eine neue Elite bilden.
In ihrer Stellungnahme reden die „Anarchas on Tour“ übrigens nicht von einer „unerhörten Lackspur“, sondern von Sachbeschädigung.
https://de.indymedia.org/node/515245