Kitas vor dem Kollaps: Drei Brandbriefe aus Stade erreichen Hannover
Stade. Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg wurde kürzlich mit gleich drei Brandbriefen aus der Hansestadt Stade konfrontiert. Der Hintergrund dieser dringenden Appelle liegt in der äußerst angespannten Betreuungssituation in den Kindertagesstätten der Region. Die prekäre Lage betrifft nicht nur Stade allein, sondern den gesamten Landkreis. Unter den Unterzeichnern der Briefe befinden sich nicht nur der Bürgermeister der Hansestadt Stade, der Initiator dieser Aktion, sondern auch der Landrat sowie weitere Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Landkreis Stade, unterstützt von den freien Kita-Trägern. Zwei der Brandbriefe stammen von den Leitungen der städtischen Kindertagesstätten und vom Stadtelternrat in Stade.
Doch was sind die Gründe für diese Brandbriefe? Sönke Hartlef, Bürgermeister der Hansestadt Stade, äußerte seine Besorgnis: „Die Situation in den Kindertagesstätten ist besorgniserregend – das muss man offen sagen. Reduzierte Betreuungszeiten, Notbetreuungen und Gruppenschließungen sind mittlerweile an der Tagesordnung. Wir wollten die Kultusministerin daher eindringlich auf diese Situation hinweisen, da sich die Lage weiter zuspitzt und für alle Beteiligten eine Belastung darstellt – für die Erzieher vor Ort, die Eltern und natürlich auch für die Kinder.“
Die Erzieherinnen und Erzieher sehen sich mit einem dünnen Personalbestand konfrontiert, bedingt durch Krankheit, Urlaub, Fortbildungen und Fachkräftemangel. „Je weniger Personal vorhanden ist, desto kräftezehrender wird die Arbeit und umso häufiger treten Krankheitsfälle auf, was wiederum zu einem noch geringeren Personalbestand führt“, erklärt Hartlef einen Teufelskreis. Dies führt bei den Eltern zu Verärgerung und Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wenn sie ihre Kinder zur Kita bringen und erfahren, dass eine Betreuung aufgrund von Personalengpässen nicht möglich ist. Dieser ständige Zustand der Unsicherheit, wo und von wem ihre Kinder betreut werden, ist auch für die Entwicklung der Kinder nicht förderlich, da Bindungsarbeit kaum möglich ist.
In ihrem Schreiben betonen Hartlef, der Landrat und die weiteren Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, dass es mindestens zwei Möglichkeiten gibt, die Situation zu verbessern: Langfristig müsse der Erzieherberuf attraktiver werden, um mehr Menschen anzuziehen. Kurzfristig müsse eine Regelung flexibilisiert werden, die es pädagogischen Assistenzkräften ermöglicht, auch in Zeiten von Personalmangel eigenverantwortlich Kita-Gruppen zu betreuen, ohne dass eine Erzieherin oder ein Erzieher anwesend sein muss.
Hartlef, gemeinsam mit dem Landrat und den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern im Landkreis Stade, hofft, dass der Brandbrief Wirkung zeigt, insbesondere da auch der Stadtelternrat und die Kita-Leitungen in ihren Schreiben die schwierige Situation für Familien und Kita-Personal eindrücklich schildern.