Hamburg stärkt stationäre Pflege: Rückkauf von Pflegen & Wohnen beschlossen
Hamburg,14.01.2025. Die Freie und Hansestadt Hamburg sichert die Zukunft der stationären Pflege: Mit der Zustimmung des Senats übernimmt die städtische Konzernholding HGV die Pflegen & Wohnen Hamburg GmbH (P&W) sowie die dazugehörigen Immobilien für 380 Millionen Euro. Der Vertrag soll am 17. Januar 2025 notariell unterzeichnet werden.
Rückkehr in städtische Verantwortung
Der Rückkauf betrifft 13 Pflegeheimstandorte mit rund 2.400 Pflegeplätzen und 2.000 Mitarbeitenden. Nach der Privatisierung 2006/2007 endet die bisherige Versorgungsgarantie 2026, was das Risiko einer Reduzierung der Pflegeangebote durch neue Betreiber erhöht hätte. Mit der Übernahme will Hamburg die Pflegeversorgung langfristig sichern und stärken.
Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher betonte die Bedeutung der Maßnahme: „Unsere alternde Gesellschaft benötigt mehr Pflegeplätze. Mit dem Erwerb von Pflegen & Wohnen wird Hamburg wieder eigenständiger Akteur im Bereich der stationären Pflege.“
Optimierung und Innovation
Die Integration von P&W in die HGV ermöglicht es, bestehende Angebote wie spezialisierte Demenzpflege zu sichern und neue Kapazitäten, etwa in der Kurzzeitpflege, zu schaffen. Zugleich wird die Arbeitgeberattraktivität gestärkt und eine größere Transparenz über Kostenstrukturen erreicht.
Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer unterstrich die Herausforderungen: „Pflege betrifft fast alle Familien. Mit dem Rückkauf sichern wir nicht nur Plätze und Arbeitsplätze, sondern fördern auch innovative Versorgungskonzepte.“
Finanzierung und Perspektiven
Die Finanzierung erfolgt über die HGV, ohne Belastung des städtischen Haushalts. PwC und andere Partner begleiteten die Due-Diligence-Prüfung, die den wirtschaftlichen Zustand von P&W bestätigte.
Die Rückführung in kommunale Hand soll zudem die soziale Stadtentwicklung fördern, wie HGV-Geschäftsführerin Dr. Isabella Niklas erläuterte: „Wir gestalten eine lebenswerte Zukunft für alle.“
Meilenstein für Hamburgs Pflege
Mit dem Schritt positioniert sich Hamburg als Vorreiter in der Bewältigung demographischer Herausforderungen und setzt ein Zeichen für soziale Verantwortung. Weitere Informationen zu Pflegeangeboten und Entwicklungen finden sich auf der Webseite der Stadt Hamburg.
CDU vermutet Wahlkampfmanöver
Thilo Kleibauer, Sprecher der CDU-Fraktion für Haushalt und Öffentliche Unternehmen: „Der Ankauf von Pflegen & Wohnen wirft viele Fragen auf. Wie in anderen Bereichen auch setzen SPD und Grüne hier ihren Kurs fort, immer neue öffentliche Unternehmen zu gründen und Anteile an privaten Unternehmen aufzukaufen. Die überwiegende Anzahl der Pflegeheime in Hamburg wird allerdings von privaten und nicht-staatlichen Institutionen betrieben. Frühere SPD-Senate haben bereits unter Beweis gestellt, dass die Stadt nicht unbedingt der bessere Betreiber von Pflegeheimen ist. Unter Führung der SPD befanden sich die Pflegeheime in Hamburg in einem traurigen Zustand. Jetzt geht es darum sicherzustellen, dass die SPD ihre Sünden der Vergangenheit bei Pflegen & Wohnen nicht wiederholt. Das Ziel muss sein, gute stationäre Pflege in Hamburg zu gewährleisten. Die großen Herausforderungen durch die demographische Entwicklung und den Fachkräftemangel ändern sich dabei durch den Einstieg der Stadt bei Pflegen & Wohnen nicht. Stattdessen ergeben sich zahlreiche Fragen zur Angemessenheit des Kaufpreises, zum Übernahmeprozess und zur künftigen Struktur. Diese müssen jetzt seriös vom Parlament bewertet werden. Vorerst drängt sich der Eindruck eines teuren Wahlkampfmanövers auf.“
ver.di begrüßt den Kauf von PFLEGEN & WOHNEN
„Damit wird der Fehler der Privatisierung vor 18 Jahren rückgängig gemacht. Pflege ist ein zentraler Bestandteil der Daseinsvorsorge und wird in einer älter werdenden Gesellschaft noch wichtiger werden. Das darf kein Geschäftsfeld für börsennotierte Unternehmen sein. Die Erlöse der Pflege müssen für die Verbesserung der Versorgung eingesetzt werden,“ meint dazu Hilke Stein, ver.di Landesfachbereichsleiterin für den Bereich Gesundheit und Bildung.
„Mit eigenen Pflegeheimen hat die Stadt die Möglichkeit, die pflegerische Versorgung nach Bedarfen und Bedürftigkeit zu gestalten. Und die Stadt gewinnt dadurch wieder soziale Gestaltungsmöglichkeiten, die der damalige CDU-Senat leichtfertig aus der Hand gegeben hat,“ ergänzt Dr. Arnold Rekittke, zuständiger Gewerkschaftssekretär für die Altenpflegebetriebe in Hamburg.