Glatteis und Schnee: Fußgänger und Fahrradfahrer ziehen den Kürzeren
Hamburg. Nach dem letzten Schneefall herrschte in Hamburg das übliche Bild: Der Autoverkehr rollte auf geräumten Fahrstreifen, um Rad- und Fußverkehr kümmerte sich die Stadt kaum, das bemängelt der ADFC Hamburg in einer aktuellen Mitteilung. Demnach zeigt der aktuelle Fahrrad-Monitor des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr: Die Menschen in Deutschland würden gern ganzjährig Rad fahren, fühlen sich aber im Herbst wegen Laubmatsch und im Winter wegen Eis und Schnee auf den Straßen nicht sicher. Benutzbare Rad- und Gehwege auch in den kälteren Jahreszeiten sind aber ein wichtiger Bestandteil der Mobilitätswende hin zu einem klimafreundlichen Verkehr.
„Der aktuelle Winterdienst auf Hamburgs Straßen mit seiner klaren Priorität für den Autoverkehr ist die beste Anti-Fahrrad-Kampagne, die der Senat bislang auf die Beine gestellt hat“, sagt Cajus Pruin vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). „Hamburg hat kein funktionierendes Konzept, um die Wege für Radfahrende und Fußgängerinnen von Laub, Schnee und Eis frei zu halten.“ Selbst auf den Radrouten (ehemals Velorouten), die ein besonders komfortables und zügiges Radfahren ermöglichen und die laut Senat das im Winter vorrangig zu berücksichtigende Radwegenetz darstellen sollen, passiert so gut wie nichts. Sie sind in weiten Teilen nicht sicher benutzbar. Wenig hilfreich ist es, wenn die Stadtreinigung Hamburg versucht, mit Verweis auf das Hamburgische Wegegesetz (HWG) die Verantwortlichkeit für das Räumen insbesondere von Hochbordradwegen indirekt auf die Anliegerinnen abzuwälzen. Pruin: „Die Stadtreinigung räumt selbst ein, dass ihre derzeitige Arbeitsweise für Radfahrstreifen keinen Erfolg bringt, weil sie Schnee und Eis von den Fahrstreifen einfach komplett dorthin schiebt.“
Durch diese Arbeitsweise entstehen tatsächlich noch zusätzliche Gefahrenquellen für Radfahrende, wenn sie auf geräumten und somit halbwegs sicher befahrbaren Radfahrstreifen unvermittelt auf einen ungeräumten Abschnitt treffen, den die Stadtreinigung offensichtlich zur Sammlung von Fahrbahn-Schnee nutzt. Wer an solchen Stellen nicht schnell reagiert und auf den Fahrstreifen ausweicht, riskiert einen gefährlichen Sturz. „Seit langem weiß die Stadtreinigung, dass sie kein Salz auf Rad- und Gehwegen streuen darf, sie findet aber keine Lösung, um bei Eis und Schnee sicher befahrbare Radwege herzustellen“, so Pruin. „Andere Städte wie Kopenhagen oder Helsinki kriegen das aber auch hin und priorisieren Rad- und Gehwege bei der Räumung von Schnee und Eis.“
Auch lohnt ein Blick über die Grenze: In vielen skandinavischen Ländern gibt es spezielle Gerätschaften zur Reinigung und Räumung von Radwegen, die in hoher Frequenz geräumt und deren Zustand durch Kontrollfahrten per Fahrrad überwacht werden.