Fahrradstadt Hamburg: Politiker diskutieren über Verkehrswende
Hamburg, 22.01.2025 – Wie kann Hamburg fahrradfreundlicher werden? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) am Dienstagabend im Haus des Sports. Vertreter von Grünen, SPD, CDU und Linken debattierten vor knapp 200 Gästen über eine Verkehrspolitik, die das Fahrrad stärker in den Fokus rückt.
Radverkehr mit Potenzial: Studie zeigt Verdreifachung als Ziel
Dr. Caroline Lodemann, politische Bundesgeschäftsführerin des ADFC, präsentierte zu Beginn der Veranstaltung eine Studie, die das enorme Potenzial des Radverkehrs in Hamburg hervorhebt. Laut der Analyse ist eine Verdreifachung des Radverkehrsanteils auf über 50 Prozent des Verkehrsaufkommens möglich – ein ambitioniertes Ziel, das allerdings tiefgreifende Veränderungen in der städtischen Verkehrsinfrastruktur erfordert.
Kontroversen und Konsens: Die Diskussion der Verkehrspolitiker
Die Diskussion, moderiert von Journalistin Sandra Wilsdorf, offenbarte unterschiedliche Prioritäten der Parteien. Während die LINKE eine deutliche Reduktion des Autoverkehrs fordert, lehnt die CDU solche Einschränkungen ab und plädiert für eine Koexistenz der Verkehrsteilnehmer. Der grüne Verkehrssenator Anjes Tjarks betonte die Notwendigkeit einer „Fehler verzeihenden Infrastruktur“, um Unfälle zu vermeiden, während die SPD auf die Mitverantwortung aller Verkehrsteilnehmer verwies. Konsens bestand bei der Einführung von Abbiegeassistenten für LKWs, um die Sicherheit für Radfahrer zu erhöhen.
Forderungen des ADFC: Geschützte Radwege und Tempo 30
Samina Mir, Landesvorsitzende des ADFC Hamburg, nutzte die Gelegenheit, die Kernforderungen des Fahrradclubs für die Bürgerschaftswahl am 2. März 2025 zu betonen. Auf mehrspurigen Straßen soll jeweils ein Fahrstreifen in geschützte Radwege umgewandelt werden. Zudem fordert der ADFC flächendeckend Tempo 30 vor Schulen, um Kinder im Straßenverkehr besser zu schützen, sowie eine Reduzierung von Parkflächen zugunsten anderer Verkehrsteilnehmer.
Die Diskussion zeigte, dass Hamburgs Weg zur Fahrradstadt viele Herausforderungen, aber auch große Chancen birgt. Der politische Wille und die konkreten Maßnahmen der Parteien dürften entscheidend sein, ob und wie sich die Verkehrswende realisieren lässt.
Zitat aus dem Artikel: „Der politische Wille und die konkreten Maßnahmen der Parteien dürften entscheidend sein, ob und wie sich die Verkehrswende realisieren lässt.“
Das ist nur zu wahr und gleichzeitig das Problem. „Verkehrswende“ heißt, dass sich sehr viel ändert. Nach der jahrzehntelangen Ausrichtung der Verkehrspolitik auf das Auto muss dieses Rad zurückgedreht werden. Die Wege dahin gibt es bereits. Aber statt dass man sich an den Niederlanden und Dänemark orientiert und diese Konzepte kopiert, wird so getan, als müsste das Rad an jeder Straßenkreuzung neu erfunden werden. Das ist keine lösungsorientierte Politik, aber genau die erwarte ich vom Hamburger Senat und den Bezirken.
Wer Straßen baut, erntet Autoverkehr- wer Radwege baut, erntet Radverkehr. Wer weniger Autoverkehr will, muss das Autofahren unattraktiver und das Radfahren attraktiver machen. So einfach ist das. Leider kann sich auch die SPD nicht zu dieser Logik durchringen, und wenn die CDU von der „Koexistenz der Verkehrsteilnehmer“ spricht, dann heißt das nichts weiter, als dass sie Änderungen ablehnt. Von FDP und AfD braucht man gar nicht reden, die bilden diesbezüglich die beiden untersten Schubladen.
Die Verkehrswende erstickt im Bürokratiesumpf. Das verhindert die ach-so-ersehnte Steigerung der Lebensqualität. Überdies sollte man in die Betrachtung mit einbeziehen, was die Niederländer und Dänen lange wissen: Jeder in die Radinfrastruktur investierte Euro spart zwei Euro Folgekosten des Autoverkehrs. Das wäre mal ein gangbarer Weg aus der oft bemühten Ebbe in den öffenlichen Haushalten.