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Fachtagung zum Thema „Der digitale Mensch“

Seevetal. Moderne Medien verändern alles – auch die Kommunikation untereinander. Reiner Kaminski beobachtet das immer wieder. „Da sitzen sich junge Menschen in der Kneipe gegenüber – und statt miteinander zu reden, tippt jeder auf seinem Smartphone“, berichtet der Fachbereichsleiter Soziales des Landkreises Harburg. Im zwischenmenschlichen Kontakt verändert die Digitalisierung vieles, und sogar vor dem Gesundheitswesen sowie der Psychiatrie und Psychotherapie macht die Entwicklung nicht Halt. Um diese umfassenden Veränderungen und ihre Konsequenzen ging es beim 14. Fortbildungstag des Sozialpsychiatrischen Verbundes im Landkreis Harburg. Die Fachtagung mit dem Titel „Das Ende der Beziehung? – Fluch oder Segen der Digitalisierung“ fand am Donnerstag in der St.-Marien-Kirche und im Gemeindehaus in Winsen, statt.

Es ist gute und bewährte Tradition im Landkreis Harburg, einmal im Jahr alle mitwirkenden Akteure der sozialpsychiatrischen Versorgung zu einer gemeinsamen Fortbildungsveranstaltung zusammenzurufen. Dem Netzwerk des Sozialpsychiatrischen Verbundes gehören Therapeuten und Fachärzte aus Kliniken und Praxen, Mitarbeiter der im Verbund organisierten Hilfeanbieter, Kostenträger sowie psychisch Erkrankte und ihre Angehörigen an.

Mehr als 170 Zuhörerinnen und Zuhörer verfolgten die Ausführungen von Frank Tentler (Oberhausen). Mit seinem Vortrag „Der digitale Mensch zwischen Heilsversprechen und psychischem Zusammenbruch“ gab er eine lebendige Einführung in das vielschichtige Thema. Tentler, der nach seinem Studium der Veterinärmedizin in die digitale Welt gewechselt ist, setzt sich seit 2004 intensiv mit Chancen und Risiken der „Digitalen Transformation“ auseinander. Er ist als Berater für Digitalisierungsprojekte tätig. „Die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft in einem Umfang, wie es die Menschheit seit der industriellen Revolution nicht mehr erlebt hat“, beschreibt er.

Dr. Peter Schlegel, Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes, kann das nur bestätigen. Vor der Psychiatrie und Psychotherapie hatten die elektronischen Optimierungsbestrebungen lange Halt gemacht. Im Vordergrund stand die Beziehung zwischen Therapeut und Klient, Beratern und Angehörigen, Psychiatrie-Erfahrenen und interessierten Laien. „Aber auch hier hat mittlerweile die digitale Welt umfassend Einzug gehalten“, sagt Dr. Peter Schlegel, der den Trend zur Digitalisierung auch privat immer wieder spürt. Selbst sei er weder bei Facebook noch bei Instagram vertreten und auch ansonsten ein „durch und durch analoger Mensch, der am liebsten dem Gegenüber in die Auge sieht“ – und dadurch inzwischen „der Schrecken jeder Hotline und kaum noch in der Lage, eine Ferienwohnung zu buchen“, sagte er. „Da fühle ich mich schon ausgegrenzt.“ Auch Reiner Kaminski sah den Trend, durch Smartphone & Co. immer erreichbar zu sein, kritisch. „Es ist heute ein Luxus, einmal nicht erreichbar zu sein, und das tut gut. Nehmen Sie sich den Luxus“, riet er.

Konkret und intensiv wurde im Anschluss an das Referat unter der Moderation von Andreas Landmann (Hof Windheim, Stadthagen) trialogisch diskutiert. Am Nachmittag vertieften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Thema unter verschiedenen Schwerpunkten in Workshops. Dabei beschäftigten sie sich mit Hoffnung, Frust und Enttäuschung in der digitalen Revolution ebenso wie mit analoger und digitaler Kommunikation, mit Chancen und Risiken von E-health sowie unter dem Motto „Wir wollen doch nur deine Daten“ mit dem Spannungsfeld der digitalen Teilhabe. Daneben blieb genügend Zeit für die persönliche Begegnung, die sicher wirkungsvollste Methode gegen ein „Ende der Beziehung“.

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