Bürokratie in Hamburg – Wenn der Papierstapel größer ist als das Problem
Hamburg, 12.04.2025 – Es gibt Dinge, die sind so typisch deutsch, dass man fast schmunzeln müsste – wenn es nicht so traurig wäre. Ganz vorne mit dabei: unsere Bürokratie. Sie ist so beharrlich wie ein Hamburger Nieselregen im November. Man kann sie nicht ignorieren, man muss sie irgendwie ertragen – oder besser: endlich ändern.
Die neue Bundesregierung hat sich das große Ziel gesetzt, den Bürokratieabbau voranzutreiben. Weniger Formulare, mehr Digitalisierung, schnellere Entscheidungen. Ein Versprechen, das auch in der Metropolregion Hamburg dringend eingelöst werden müsste. Denn hier zeigt sich im Alltag oft besonders deutlich, wie sehr der Amtsschimmel wiehert.
Anträge, Vorschriften und Genehmigungen – Alltag in Hamburg
Ein Beispiel gefällig? Wer in Hamburg ein kleines Café eröffnen möchte, verbringt oft mehr Zeit im Bezirksamt als in seiner eigenen Küche. Zwischen Brandschutzauflagen, Schanklizenz, Müllkonzept und Lärmschutzbestimmungen wird das eigentliche Ziel – ein Ort der Begegnung zu werden – zur Nebensache. Noch dazu, wenn man die Vorstellung hat, Tische und Bänke bei schönem Wetter vor die Tür zu stellen. Dann wird zum Beispiel im Bezirk Harburg ein Plan im Maßstab 1:250 fällig, der alle, wirklich alle Objekte genau berücksichtigen muss.
Oder nehmen wir die ehrenamtliche Organisation von Veranstaltungen. Hier gibt es inzwischen so viele Auflagen, wenn man sich für die Gemeinschaft engagieren möchte, dass es schlichtweg eine Überforderung für die immer weniger verfügbaren Ehrenamtlichen wird. Das fängt schon bei der Bereitstellung finanzieller Mittel an, die in einem aufwendigen Verfahren durch die Mühlen des Bezirksamts schlussendlich zum Zuwendungsempfänger gelangen.
Digitalisierung? Nur auf dem Papier!
Dabei könnte vieles so viel einfacher sein. Digitale Verwaltung klingt modern, scheitert in Hamburg aber im Moment noch an veralteten Systemen und fehlender Vernetzung. Wer schon einmal versucht hat, sich online umzumelden oder einen Termin im Kundenzentrum zu buchen, weiß, was gemeint ist.
Ihre Meinung ist gefragt!
Wo erleben Sie in Hamburg oder der Metropolregion unsinnige Bürokratie? Welche Behördengänge haben Sie zur Verzweiflung gebracht – oder vielleicht auch positiv überrascht? Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen und berichten Sie, wo Sie sich weniger Verwaltung und mehr Praxisnähe wünschen.
Ich bin gespannt auf Ihre Geschichten – denn die Bürokratie wird nur dann schlanker, wenn wir laut sagen, wo es wirklich weh tut.
Es fängt ja schon damit an, dass man erstmal ein rechtssicheres Bürokratieabbaugesetz zustande bringen müsste. Wer soll das machen? Am besten Juristen. Wer sitzt geballt in den Parlamenten. Dreimal dürft Ihr raten.
Dieser inzwischen total undurchsichtige Gesetzes – und Vorschriftenwust, der sich teilweise auch noch widerspricht, gepaart mit Zuständigkeitswirrwarr, damit am Ende keiner zuständig ist und Verantwortung trägt, ist doch das größte Problem. Hier läge ein sinnvolles Einsatzgebiet für KI. Nicht um irgenwelche Fakebilder und Texte zu kreieren.
Da der in dieser Zeit so oft beschworene „gesunde Menschenverstand“ kaum noch auffindbar ist, brauchen wir aber Vorschriften und Normen. Gesunde Menschen findet man nicht mehr, nur schlecht untersuchte und wenn man sich die Probleme der Welt ansieht, kann man den Menschen Verstand kaum noch unterstellen.
Wenn ein deutscher Politiker das Wort „Digitalisierung“ in den Mund nimmt, bietet das schon keinen Anlass mehr zur Heiterkeit, sondern zum Fremdschämen. Warum ist es nicht möglich, in allen 16 Bundesländern ein einheitliches, umfassendes System zu betreiben? Es gibt Länder, da kann man in eineinhalb Stunden alle Einwanderungsformalitäten am PC erledigen.
Warum werden Apple- Geräte angeschafft, wenn man die „Digitalisierung der Schulen“ in Angriff nimmt? Das geht sehr viel billiger und besser mit Linux- basierter Hardware der Raspberry- Foundation. Die fachliche Expertise gibt es im Land, aber eben nicht bei den Politikern und deren Beratern. Fragt doch mal den CCC (Chaos Communication Congress, früher Chaos Computer Club). Die kloppen euch in nullkommanix ein Konzept zusammen.
Der „Abbau der Bürokratie“ ist genauso eine Worthülse, die man schon nicht mehr hören kann. Ein Großteil der Bestimmungen existiert doch nur, um Partikularinteressen zu wahren. Wo bleibt denn das Musterhaus, das, einmal genehmigt, nicht jedes Mal neu den Prüfungsweg durchlaufen muss? Kann es sein, dass die Architekten da was gegen haben? Lasst doch einfach mal eine KI über unseren Bürokratiedschungel laufen und schaut mal, was dabei rauskommt. Einen Versuch wäre es allemal wert.