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GeschichteNeugraben-Fischbek

Zeitzeugen geben Schülern Einblick in Kindheit unter dem Hakenkreuz

Hamburg-Fischbek, 08.07.2025. Drei bewegende Lebensgeschichten haben am heutigen Dienstag den Schulalltag der Stadtteilschule Fischbek Falkenberg geprägt. Die Zeitzeugen Manfred Hüllen (*1930), Frauke Petershagen (*1936) und Hansjörg Petershagen (*1934), engagiert im Verein Hamburger Zeitzeugen, berichteten eindrücklich vom Aufwachsen in der NS-Zeit und den Jahren danach.

Zeitzeugen geben Schülern Einblick in Kindheit unter dem Hakenkreuz
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Kindheit in Trümmern und Hunger

Besonders erschütternd war der Bericht von Manfred Hüllen, der 1939 in Düsseldorf geboren wurde. Nach der Bombardierung der Stadt wurde er als Kleinkind mit seiner Familie nach Thüringen evakuiert. Dort verlor er seine Schwester bei einem tragischen Unfall: Ein Wehrmachts-LKW, dessen Fahrer sich vor einem Bomberangriff in Sicherheit bringen wollte, kippte in einer Kurve um und begrub Hüllen, seine Mutter und die Schwester unter sich. Nur Hüllen überlebte schwer verletzt. 1945 musste seine Mutter eine mehrstündige Vergewaltigung durch russische Soldaten erleiden – ein Trauma, über das sie erst am Sterbebett sprach. Besonders prägend waren die Jahre 1945 und 1946, als etwa 1,5 Millionen Menschen in Deutschland an Hunger starben. Hüllen berichtete, wie er in dieser Notzeit lernte zu überleben – gestützt auf Worte eines Pastors, der von der Kanzel erklärte, dass es kein Unrecht sei zu stehlen, wenn es den Hunger stillt. Trotz aller Entbehrungen gelang ihm der Weg zurück ins Leben: Nach der Volksschule absolvierte er eine Lehre, erwarb die Fachhochschulreife und arbeitete später unter anderem als Gastronom, Verkäufer und Geschäftsführer bei der Berendsohn AG in Hamburg.

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Erinnerungen zwischen Bombenhagel und Bildungsweg

Hansjörg Petershagen, Jahrgang 1934, schilderte zusammen mit seiner Frau Frauke Petershagen eindrucksvoll seine Eindrücke der NS-Zeit. Auf die Frage, ob er Hitler je gesehen habe, antwortete er: „Nein – er war für mich ein Phantasiewesen.“ Greifbar jedoch waren die Nationalsozialisten, die im Alltag präsent waren und Hitlers Pläne gewissenlos umsetzten. Sein Onkel fiel an der Ostfront. Frauke Petershagen beschrieb ihre Kindheit mit den Worten: „Ich war glühende Nationalsozialistin“ – eine Folge der gezielten Indoktrination ab dem dritten Lebensjahr in den nationalsozialistischen Kinder- und Jugendeinrichtungen. Hüllen ergänzte: „Die Nazis haben 15 Millionen Plakate aufgehängt, darauf stand ‚Du gehörst dem Führer‘ – abgebildet war ein junges Mädchen.“ Frauke Petershagen überlebte mehrere gefährliche Situationen, etwa einen Tieffliegerangriff auf einem Bootsausflug, bei dem MG-Salven links und rechts von ihr ins Wasser schlugen. Den Hamburger Feuersturm schilderte sie ruhig und eindrucksvoll: Der Tag begann sonnig und still, endete jedoch mit einem Angriff hunderter Bomber, die Hamburg zerstörten. Dabei verlor sie einen Großteil ihrer Familie, neben über 40.000 weiteren Menschen. Hansjörg Petershagen besuchte die Schule in Othmarschen, machte Abitur, studierte Schiffbau und wurde 1970 Professor an der TU Hannover für Konstruktion und Festigkeit von Schiffen. Frauke Petershagen besuchte bis 1953 die Schule in Hamburg-Kirchwerder, arbeitete im kaufmännischen und touristischen Bereich, lebte zeitweise in Portugal und veröffentlichte später plattdeutsche Bücher. Als Autorin war sie unter anderem in der NDR-Sendung „Hör mal’n beten to“ zu hören und gewann mehrere Schreibwettbewerbe.

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Demokratie sei in Europa eine Garantie für Frieden und Freiheit, wird resümiert.

Schule setzt Zeichen für Demokratie

Schulleiterin Ute Gold-Peeck bedankte sich herzlich bei den Zeitzeugen für ihren Besuch und die ehrlichen wie teils tief bewegenden Erzählungen, die auch einige der Jugendlichen sichtbar berührt haben. Sie betonte, dass Schulen zur Neutralität verpflichtet seien, jedoch gerade bei der Aufarbeitung der NS-Zeit eine klare Haltung erforderlich sei. „Es ist unsere Pflicht, auf die Gefahr aufmerksam zu machen, die ein Verlust demokratischer Werte mit sich bringt“, sagte sie. Zum Abschluss wandte sich Manfred Hüllen direkt an die Schülerinnen und Schüler: „Bildet euch, diskutiert und gebt Liebe statt Hass.“

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