Hilfe für privat wohnende Ukraine-Flüchtlinge – und für ihre Gastgeber
Interview mit Oliver Domzalski vom Leitungsteam der Initiative „Willkommen in Süderelbe“.
Suederelbe24.de: Die Initiative „Willkommen in Süderelbe“ engagiert sich seit 2015 für Geflüchtete, die im Stadtteil ankommen. Seit Februar kommen vermehrt Menschen aus der Ukraine nach Hamburg und auch nach Harburg und Süderelbe. Was bedeutet das für die Arbeit der Initiative?
Domzalski: Zunächst einmal ist wichtig: Unsere Angebote sind weiterhin für alle Geflüchteten da. Wir sortieren nicht nach Herkunft. Aber zu Ihrer Frage: Ein großer Unterschied zu 2015 ist, dass die allermeisten Ukrainerinnen und Ukrainer privat untergebracht sind und nicht, wie die Geflüchteten ab 2015, in den öffentlich-rechtlichen Unterkünften.
Suederelbe24.de: Was bedeutet das für Ihre Arbeit?
Domzalski: Es ist schwieriger als damals, unsere Angebote bekannt zu machen. Unsere Ehrenamtlichen bieten an vier Tagen in der Woche Deutschunterricht im BGZ an; die Behördenhelfer unterstützen beim Ausfüllen von Formularen und Anträgen und beim Verstehen von Behördenpost; das Café Welcome im JOLA lädt montags ab 15:00 zum Kennenlernen ein und so weiter. Aber wie erfahren die privat Untergebrachten davon? Und genauso ihre Gastgeber?
Suederelbe24.de: Wieso sprechen Sie die Gastgeber an?
Domzalski: Aus den Kontakten, die wir haben, wissen wir, dass das Zusammenleben mit bis dahin Fremden in der eigenen Wohnung nach einigen Wochen zwangsläufig zu Spannungen und Überforderungen führt. Das ist ja auch kein Wunder. Viele haben spontan Wohnraum angeboten und waren, ebenso wie die Geflüchteten, auf einige Tage oder wenige Wochen eingestellt. Jetzt sind es bald drei Monate. Uns ist wichtig, dass Gastgeber für Geflüchtete wissen, dass wir mit unseren Angeboten in bestimmten Bereichen Entlastung bieten können. Es ist großartig genug, dass sie Geflüchteten ein Obdach bieten – sie müssen nicht auch noch alle Aufgaben eines Paten übernehmen.
Suederelbe24.de: Wird denn weiterhin privater Wohnraum benötigt?
Domzalski: Oh ja, selbstverständlich. Mietwohnungen sind knapp. Da hilft jede private Alternative. Wir suchen vor allem Menschen, die abgeschlossene Gästewohnungen anbieten können. Da ist die Gefahr von Konflikten und Frust geringer als beim unmittelbaren Zusammenwohnen mit gemeinsamer Küchen- und Badbenutzung.
Übrigens kann man als privater Anbieter von kostenlosem Wohnraum versuchen, sich erhöhte Nebenkosten vom Amt erstatten zu lassen.
Suederelbe24.de: Wie kann man die Initiative erreichen?
Domzalski: Unsere aktuellen Angebote findet man auf www.insuederelbe.de. Direkten Kontakt bekommt man unter info@insuederelbe.de.