Überlastungsanzeige bei Harburgs Briefträgern
Harburg. Die Niederlassung der Deutschen Post AG in Harburg gerät offensichtlich zunehmend unter Druck. Das haben Recherchen von Redakteuren des Hamburger Abendblatts und Suederelbe24.de ergeben. Demnach habe ein Großteil der Beschäftigten in der Briefzustellung eine Überlastungsanzeige gegenüber ihrem Arbeitgeber abgegeben. “Das Jahr 2021 ist von ständigen Übertragungen, Abbrüchen und Improvisationen geprägt. Seit der letzten Bemessung im September 2021 ist die Belastung noch weiter angestiegen. Jeden Tag wird die Zustellung neu geplant, es gibt keine Ablaufroutine mehr. Eine Zustellung im Sollzustand ist die Ausnahme geworden.”, heißt es in dem Brief an die Niederlassungsleitung.
Betriebsrat sieht Arbeitgeber in der Verantwortung
„Ich kann die Überlastungsanzeige nachvollziehen. Neueinstellungen werden vorgenommen, haben aber kaum eine Chance im Betrieb mit seinen derzeitigen Schwierigkeiten anzuwachsen und fluktuieren wieder heraus. Die Kolleginnen und Kollegen geben täglich ihr bestes, machen teilweise unmöglich scheinendes doch noch möglich um die Kunden zu bedienen. Dafür gebührt den Beschäftigten Dank, aber auch der Hinweis auf die eigene Gesundheit zu achten. Die eigene Gesundheit ist das höchste Gut in der Arbeitswelt. Die Verantwortung für die Situation so wie sie ist, liegt nicht bei den Produktionskräften im Betrieb sondern bei der Deutschen Post. Der Betriebsrat fordert beim Arbeitgeber wirksame Maßnahmen zum Erreichen eines Normalbetriebs ein.“, sagt Betriebsrat Jörn Borsum auf Nachfrage.
Harburg ist Epizentrum was den Krankenstand betrifft
“Harburg ist ein Epizentrum, was den Krankenstand der Mitarbeitenden angeht. Die Deutsche Post ist da in der Verantwortung, schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen, sonst kommen wir nicht über den Winter.”,warnt Lars-Uwe Rieck von Verdi. Damit die Deutsche Post ihren Verpflichtungen nachkommen kann, werden nicht besetzte Touren übertragen. Das bedeutet, dass die verbleibenden Zustellerinnen und Zusteller auch noch die Post ihrer Kollegen austragen müssen. Oft führt diese Methode dazu, dass am nächsten Tag auch noch die restliche, nicht priorisierte Post ausgetragen werden muss.
Post beschwichtigt in ihrer Stellungnahme
Die Stellungnahme der Deutschen Post ist ernüchternd: “Uns liegen acht Überlastungsanzeigen vor. Einige dieser Mitarbeiter hatten bis Ende September Minusstunden auf ihrem Arbeitszeitkonto. Durch erhöhten Krankenstand im Oktober mussten leider zusätzliche Stunden gearbeitet werden, dafür gibt es Freizeitausgleich. In der nächsten Woche planen die Führungskräfte zudem ein klärendes Gespräch.”, heißt es aus der Pressestelle des Konzerns. Weiter betont man die Wertschätzung des Arbeitgebers gegenüber den Beschäftigten und verspricht Abhilfe: “Durch weitere Einstellungen und Entlastungskräften aus anderen Bezirken wird sich die Situation zügig weiter entzerren.”
Konzern fährt Rekordergebnis ein
Noch im März 2021 hat Geschäftsführer Frank Appel auf einer Aktionärsversammlung bereits das Rekordergebnis 2020 in Höhe von 5,6 Milliarden Euro verkündet und dabei die “harte Arbeit der ganzen Organisation” gelobt. Mit dem geschätzten Ergebnis von 7,7 Milliarden Euro in 2021 steigt allein der Gewinn um satte 41%. Und ein neues Rekordergebnis macht deutlich, was die Zustellenden künftig erwarten dürfen: Noch mehr Arbeit!