Archäologische Untersuchung auf Joseph-Carlebach-Platz im Rahmen des Bornplatzsynagoge-Wiederaufbauprojekts
Hamburg. Das Archäologische Museum Hamburg, unter der Leitung von Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss im Auftrag der Senatskanzlei, wird vom 4. September 2023 bis zum 4. Januar 2024 eine archäologische Untersuchung auf dem Joseph-Carlebach-Platz durchführen. Das Hauptziel dieser Untersuchung ist es, Erkenntnisse über den Erhaltungszustand der Überreste der Bornplatzsynagoge zu gewinnen, die in der Reichspogromnacht 1938 zerstört und 1939 zwangsweise abgerissen wurde. Diese Informationen werden in den geplanten architektonischen Wettbewerb für den Wiederaufbau der Synagoge einfließen, der voraussichtlich noch in diesem Jahr beginnen wird.
Die Bornplatzsynagoge, einst eine der größten Synagogen in Deutschland, wurde zwischen 1904 und 1906 errichtet und diente über 30 Jahre lang als religiöses, kulturelles und soziales Zentrum der jüdischen Gemeinde in Hamburg. Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurde die Synagoge zerstört, und ein wichtiger Ort des jüdischen Lebens in der Stadt ging verloren.
Die Idee, die Synagoge wieder aufzubauen, fand breite Unterstützung in der Jüdischen Gemeinde in Hamburg und der Stadtregierung. Die Machbarkeitsstudie des Architekturbüros Wandel Lorch Götze Wach im September 2022 bestätigte die Möglichkeit des Wiederaufbaus. Seitdem laufen die Vorbereitungen für einen städtebaulichen-architektonischen Wettbewerb, um das Design der neuen Synagoge festzulegen.
Die archäologische Voruntersuchung auf dem Joseph-Carlebach-Platz ist ein wichtiger Schritt in dieser Vorbereitungsphase. Das Team unter der Leitung von Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss wird vier Grabungsfelder untersuchen, die den bekannten Grundrissen der Bornplatzsynagoge entsprechen. Das Bodenmosaik von Margrit Kahl, das an die Synagoge erinnert und auf dem Platz verlegt wurde, wird vorübergehend entfernt und am Ende der Untersuchung wieder vollständig hergestellt.
Die Kosten und Bauzeiten für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge werden erst nach Abschluss des Architekturwettbewerbs bekannt gegeben.
Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher betonte die Bedeutung des Projekts: „Der Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge ist ein wichtiges Projekt zur Stärkung des jüdischen Lebens in Hamburg. Der Wiederaufbau muss gut geplant und umgesetzt werden. Nach dem positiven Ergebnis der Machbarkeitsstudie geht es jetzt um die archäologische Untersuchung des Bodens. Damit sollen Erkenntnisse über Reste des Fundaments der früheren Synagoge und deren Zustand gewonnen werden. Diese sollen in das weitere städtebaulich-architektonische Verfahren einfließen, mit dem ein neuer zentraler Ort für das jüdische Leben und die jüdische Kultur in Hamburg geschaffen wird.“
Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss, Landesarchäologe und Direktor des Archäologischen Museums Hamburg, sagte: „Die im Boden erhaltenen Fundamentreste der Synagoge sind ein bedeutendes Bodendenkmal der jüngeren Zeitgeschichte. Das Archäologische Museum Hamburg wird durch eine Ausgrabung mit aller Umsicht dazu beitragen, Klarheit über den Umfang und den Zustand der baulichen Reste zu bekommen.“
Philipp Stricharz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, betonte die Bedeutung der Grabungsarbeiten: „Wir begrüßen die Grabungsarbeiten. Wir stehen mit gemischten Gefühlen vor den Arbeiten. Es geht um die Erforschung des Lebens und Wirkens unserer Verwandten und Vorfahren. Es geht auch um die jüdische Identität Hamburgs.“
Daniel Sheffer, Sprecher der Stiftung Bornplatzsynagoge, sagte: „Der Beginn der Grabungsarbeit steht für den Beginn des Wiederaufbaus der Bornplatzsynagoge. Von den Grabungen erwarten wir auch wichtige Aufschlüsse für den Architekturwettbewerb, der noch in diesem Jahr starten soll.“




