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Unzufriedenheit erreicht Rekordwerte: Keine Kohle – der Mittelstand rauscht ab

Hamburg – Lange galten sie als das Rückgrat der Gesellschaft: Familien mit sicherem Einkommen, Eigenheim und Urlaubsplänen. Der Mittelstand – jene Schicht, die das Land trägt, Steuern zahlt und selten klagt – steht heute unter wachsendem Druck. Das Leben, das einst selbstverständlich war, wird für viele zur finanziellen Gratwanderung.

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Vom Wohlstand zur Unsicherheit

In Hamburg und der Metropolregion spüren immer mehr Familien, dass ihr Einkommen nicht mehr reicht. Wer früher als „gut situiert“ galt, hat heute Mühe, steigende Kosten zu stemmen. Strom, Lebensmittel, Mieten, Wärmekosten und Zinsen für Kredite verschlingen einen wachsenden Teil des Einkommens. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft gehören Singles mit 1.850 bis 3.470 Euro netto zur Mittelschicht, bei Familien mit zwei Kindern liegt die Spanne zwischen knapp 3.900 und 7.300 Euro. Doch was einst Sicherheit bedeutete, reicht längst nicht mehr für ein sorgenfreies Leben.

„Wir haben beide gute Jobs, aber am Monatsende bleibt nichts übrig“, sagt ein Familienvater aus Neugraben. Er arbeitet Vollzeit im öffentlichen Dienst, seine Frau halbtags im Gesundheitswesen. „Früher konnten wir etwas zurücklegen – heute rechnen wir, wie wir durch den Monat kommen.“ Dabei geht es längst darum, langfristige Verträge für beispielsweise Autokredite zu vermeiden und keine Verpflichtungen mehr einzugehen, die über den Monat hinausgehen.

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Die bröckelnde „Mitte“ hofft auf echte und große Entlastungen

In Hamburg zeigt sich das Bild im Alltag: Der Restaurantbesuch wird zur Ausnahme, Urlaube werden kürzer, Freizeitangebote gestrichen. Selbst solide verdienende Familien verzichten auf Anschaffungen, weil Rücklagen fehlen. „Das sind Menschen, die immer gearbeitet haben und trotzdem das Gefühl haben, den Anschluss zu verlieren“, sagt ein Hamburger Sozialforscher. Kredite, die einst auf stabilen Einkommensverhältnissen ruhten, werden zur Belastung, während Lohnerhöhungen kaum mit der Inflation Schritt halten. Was bleibt, ist das Gefühl, alles richtig zu machen – und trotzdem jeden Monat ein Stück weiter zurückzufallen.

Die „Mitte“ braucht neuen Halt

In der Politik wächst die Erkenntnis, dass gezielte Entlastungen nötig sind. Steueranpassungen, familiengerechtere Fördermodelle und bezahlbarer Wohnraum stehen auf der Agenda. Doch bis Veränderungen greifen, bleibt der Alltag für viele Familien ein Spagat zwischen Anspruch und Realität.

„Wir sind nicht arm, aber sicher fühlen wir uns auch nicht mehr“, sagt eine Mutter aus Harburg. Es ist der Satz, der sinnbildlich steht für eine Gesellschaft, in der das solide Leben kein Selbstläufer mehr ist. Der Mittelstand rauscht ab – leise, aber spürbar, mitten durch Hamburgs Wohnzimmer.

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3 Kommentare

  1. Einen Wohlstand, der sich mit der Hoffnung auf ewiges Wachstum finanziert, kann es nicht mehr geben: 1. Die Rohstoffe gehen zur Neige. 2. Neid und Nationalegoismus führen zu Kriegen aller Art und zerstören nachhaltig die Liefer -und Wertschöpfungsketten.
    Lösung: Neue Menschen, die die drei Gifte (Gier, Dummheit und Arroganz) im Griff haben und das Leben (nicht nur das menschliche) als höchsten Wert betrachten und nicht fixe Ideen wie „das Geld“, Gewinn, Profit, Leistung, Wettbewerb, Ausbeutung „. Sein statt Haben.

  2. Mit anderen Worten: Die Mitte braucht eine linke Politik. Die ist aber verpönt, weil das bürgerliche Lager und alles rechts davon nicht müde wird, jeden auch nur sozialen Gedanken für den sofort eintretenden Untergang des Abendlandes verantwortlich zu machen. In Deutschland wurde noch nie linke Politik gemacht. Seit 1949, also die letzten 76 Jahre, hat die CDU 52,5 Jahre den Kanzler gestellt, die SPD 23,5 Jahre, wobei die SPD ja seit Jahrzehnten alles andere als links ist. Es gibt keine linke Politik in Deutschland. Gäbe es sie, hätten wir bezahlbare Mieten, die Bahn wäre nicht kaputtgespart, die Schulen wären nicht marode, Rentner müssten keine Flaschen sammeln und die AfD wäre verboten. Wir hätten eine Vermögenssteuer (die Kanzler Merz fälschlicherweise für grundgesetzwidrig hält), es gäbe keine Möglichkeiten zur „Steuergestaltung“.
    Stattdessen haben wir eine durch private Krankenkassen entsolidarisierte Gesundheitsversorgung, Tausende private Pflegeeinrichtungen, galloppierende Mieten, Altersarmut… und natürlich sind die Linken Schuld!
    Und das ist ja nur die Gegenwart. Wir werden 2050 Hitzewellen mit 45° haben, dann schalten sich die meisten Klimaanlagen automatisch ab. Kältetechniker könnten das beheben, aber die können wegen der aufgeweichten Asphaltstraßen nicht zum Kunden. Keiner kann mehr im Freien arbeiten, es wird auf großen Flächen keine Landwirtschaft mehr möglich sein. Meine Enkel, die kleinen lieben Würmer, tun mir jetzt schon Leid. Und nun sollten wir mal überlegen, ob wir das den Linken oder den Rechten zu verdanken haben.

  3. Die Hochfinanz saugt zur Vermehrung ihrer Vermögen und Einkommen jetzt den Mittelstand aus. Politik lenkt mit Hinweis auf die Unterschicht davon ab. Der Blackrockmen hat uns in die Falle gelockt. Der Oberschicht muß das Vermögen nach unten abgeben um diese Mittelschicht zu stärken, damit Erfindungen und Innovationen dort und in Deutschland bleiben ohne damit die Oberschicht zu nähren. Jedoch wird dies der Blackrockmen zu verhindern wissen… zu Lasten des Mittelstandes.

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