Wechsel an der Spitze: Hoffnung auf frischen Wind bei der Deutschen Post in Hamburg
Hamburg. Seit der Privatisierung der Deutschen Post AG am 1. Januar 1995 hat sich das Unternehmen stark verändert. Für viele Beschäftigte markiert dieses Datum einen Wendepunkt – mit gemischten Gefühlen. Die einst staatliche Post ist mittlerweile ein global agierender Logistikgigant, insbesondere nach der Übernahme der DHL Group im Jahr 2002. Trotz dieser Erfolge ist die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland von rund 240.000 (2002) auf 155.000 (2023) gesunken.
Steigende Arbeitsbelastung in der Zustellung
Das Unternehmen macht das Schrumpfen der Briefmengen, die von 20 Milliarden (2002) auf 13,3 Milliarden im Jahr 2023 gefallen sind, für den Rückgang des Personals verantwortlich. Gleichzeitig hat sich jedoch die Paketmenge mehr als verdoppelt – von 800 Millionen auf 1,7 Milliarden jährlich. Diese Zunahme spüren die Zusteller täglich, da die Arbeitsbelastung immer weiter steigt.
Unsichere Zukunft im Konzern
Aktuell sorgt die Deutsche Post durch Berichte über mögliche strategische Veränderungen für Aufsehen. Die Shareholder fordern, die Post aus der DHL Group auszugliedern, um ohne staatliche Regulierung durch das Postgesetz noch wettbewerbsfähiger zu werden. Diese Spekulationen haben bereits Unruhe unter den Mitarbeitern verursacht, die dem Unternehmen in schwierigen Zeiten die Treue gehalten und entscheidend zum Erfolg beigetragen haben.
Wechsel an der Führungsspitze
Die Deutsche Post betont indes ihre gute interne Kommunikationskultur. Mit dem Mitarbeitermagazin „Premium Post“ und regelmäßigen Rundschreiben aus der Konzernzentrale in Bonn werden die Angestellten umfassend informiert. Die Betriebsräte loben das Unternehmen für diese Transparenz, doch in einigen Niederlassungen scheint die Stimmung dennoch angespannt.
In der Hamburger Niederlassung „Brief Hamburg“ mit ihren 86 Betriebsstätten und etwa 7.000 Beschäftigten kochte die Unzufriedenheit auf zahlreichen Betriebsversammlungen der vergangenen Jahre regelmäßig hoch. Viele Leserbriefe, die unsere Redaktion erreichten, berichten von Missständen. Die Mitarbeiter empfanden die Kluft zwischen den Vorgaben der Konzernleitung und der Realität vor Ort als zu groß und taten ihren Unmut kund.
Hoffnung auf bessere Zukunftsperspektiven
Überraschend wechselte der bisherige Niederlassungsleiter nun in einen anderen Verwendungsbereich der Post. Nun liegt die Hoffnung auf Katharina Putz, die als Nachfolgerin frischen Wind und eine neue Kultur des Miteinanders in die Hamburger Niederlassung bringen soll. Die ehemalige Offizierin der Bundeswehr, die zuvor in Köln-West bereits 5.000 Mitarbeiter verantwortete, muss Mut und Durchsetzungsvermögen beweisen, wenn sie erfolgreich sein will. Ob es Putz gelingen wird, das Vertrauen der Hamburger Belegschaft zurückzugewinnen und die Mitarbeiter wieder stärker in den Fokus zu rücken, bleibt abzuwarten.
Harte Auseinandersetzung zwischen Gewerkschaft und Konzern erwartet
Anlässlich der vermutlich ab Januar 2025 beginnenden neuen Tarifverhandlungen in der Branche, finden ab Ende Oktober Mitgliederbefragungen der bei ver.di organisierten Gewerkschafter statt. Und die Spannbreite der Themen ist erheblich. Neben der Ausgliederung stehen auch die schlechten Arbeitsbedingungen im Fokus. Ein Postzustellbezirk besteht inzwischen oft aus bis zu drei Zustellabschnitte, was eine taggleiche Zustellung meistens ausschließt. Briefzusteller müssen mittlerweile auch kleinere Pakete zustellen. In den vergangenen Jahren führte das regelmäßig zu Überlastungsanzeigen und hohen Krankenständen. Und auch eine ehrliche Antwort auf die Frage, was mit der Post passiert, falls sie aus der DHL Group ausgegliedert wird, gehört sicherlich zu den großen Herausforderungen, denen sich die neue Nierderlassungsleitung stellen muss.