Rekordregenjahr bringt Grundwasserstände nach oben – EU verpflichtet Hersteller zu mehr Gewässerschutz
Hamburg, 12.12.2024. Das hydrologische Jahr 2023/2024 hat mit einem Regen-Plus von 40 % neue Rekorde aufgestellt und die Grundwasserstände deutlich ansteigen lassen. „Das zweite regenreiche Jahr in Folge verstärkt den positiven Effekt in den Grundwasserleitern nochmals, die sich wieder weiter füllen“, erklärte Ingo Hannemann, Geschäftsführer von HAMBURG WASSER, bei der Vorstellung des aktuellen Wasserreports.
Zwischen November 2023 und Oktober 2024 fielen in Hamburg 1.050 mm Regen – weit über dem 30-jährigen Mittel von 770 mm. Besonders ergiebig waren der Dezember 2023 mit 138 mm und der September 2024 mit 122 mm Niederschlag. Die regenreichen Wintermonate seien dabei besonders relevant: „Insbesondere der ergiebige Regen in den Wintermonaten ist relevant für die Neubildung von Grundwasser, weil er nicht durch Sonneneinstrahlung verdunstet oder von der Vegetation benötigt wird.“
Langfristig zeigt sich eine deutliche Erholung: „Nach einer Phase des Absinkens in den letzten Jahren ließ der üppige Regen in diesem Jahr das Niveau in tiefen Grundwasserleitern wieder auf Durchschnittswerte steigen.“
Neue EU-Richtlinie setzt Hersteller in die Pflicht
Auch politisch gibt es Fortschritte: Die EU hat im November die Neufassung der Kommunalabwasserrichtlinie verabschiedet, die Hersteller erstmals in die Pflicht nimmt. „Die novellierte Richtlinie ist ein Meilenstein für mehr Gewässerschutz und die Eindämmung von Spurenstoffeinträgen in die Gewässer“, erklärte Hannemann. „Sie nimmt endlich erstmals die Hersteller von Produkten mit Problemstoffen in die Pflicht, insbesondere zunächst die Pharma- und Kosmetikindustrie.“
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Diese sollen künftig „mindestens 80 % der vollen Kosten für den Ausbau und Betrieb von vierten Reinigungsstufen auf Kläranlagen tragen“. Diese Reinigungsstufen sind notwendig, um Spuren- und Mikroschadstoffe zu entfernen, die mit bisherigen Verfahren nicht erfasst werden können.
Kostenbeteiligung durch Hersteller geplant
Die Kosten für den Ausbau dieser zusätzlichen Reinigungsschritte, die bis 2045 deutschlandweit umgesetzt werden sollen, liegen laut Schätzungen bei bis zu 9 Milliarden Euro. Prof. Dr. Mark Oelmann, Entwickler eines Fondsmodells zur Finanzierung, erläuterte: „Das Fondsmodell ist eine sowohl ökologisch als auch ökonomisch effiziente Lösung, indem es Anreize für Hersteller schafft, Alternativprodukte zu entwickeln, die die Umwelt weniger stark belasten.“
Hannemann machte zudem klar, dass eine Reduzierung von Schadstoffeinträgen durch die Hersteller entscheidend sei: „Was gar nicht erst ins Wasser eingebracht wird, muss auch nicht aufwändig herausgefischt werden.“
Herausforderungen bleiben
Dennoch gibt es Herausforderungen: „Es gibt hierbei keine one-fits-all-Lösung von der Stange, die alle Spurenstoffe auf einmal eliminiert.“ Daher erprobt HAMBURG WASSER verschiedene Verfahren, die auf die lokale Abwassermatrix abgestimmt sind, und entwickelt ein mehrstufiges Konzept zur Erweiterung der Kläranlage.
Bis 2027 muss die EU-Richtlinie in nationales Recht überführt werden, um die Finanzierung und technische Umsetzung zu klären.