Moorburg fordert Gerechtigkeit: Zeit für Entwicklung statt Enteignung
Hamburg, 23.05.2025 – Der Hauptausschuss der Bezirksversammlung Harburg hat einstimmig für die Entlassung des Stadtteils Moorburg aus dem Hafenerweiterungsgebiet gestimmt. Ein starkes Signal aller demokratischen Parteien an die rund 800 Einwohner, die seit Jahrzehnten in einem Zustand der Unsicherheit leben.
Jahrzehntelange Unsicherheit belastet Moorburger Bevölkerung
Seit über 60 Jahren leben die Menschen in Moorburg mit der Angst, ihre Heimat durch Enteignung zu verlieren. Diese Belastung soll nun ein Ende haben. Kai Ringlau, Wahlkreisabgeordneter der Grünen für Moorburg und wirtschaftspolitischer Sprecher in der Bezirksversammlung Harburg, macht deutlich: „Seit über 60 Jahren müssen sich unsere Nachbarn fragen, ob sie noch in zehn Jahren in ihrem Zuhause wohnen können. Das ist eine untragbare Belastung.“ Moorburg stand lange im Schatten potenzieller Hafenpläne, obwohl aktuelle Entwicklungen im Güterumschlag eine andere Sprache sprechen.
Hafenpläne unrealistisch – Moorburg braucht Perspektiven
Die Containerumschlagszahlen des Hamburger Hafens gehen seit Jahren zurück. Im aktuellen Hafenentwicklungsplan des Senats bis 2040 sind keine konkreten Maßnahmen für Moorburg vorgesehen. Stattdessen soll lediglich eine Studie zu Nutzungspotenzialen beauftragt werden – ein Schritt, der laut Senatsantwort auf eine Grüne Anfrage noch nicht einmal erfolgt ist. Auch wirtschaftliche Interessen an einer Hafennutzung des Gebietes fehlen gänzlich. „Es wird Zeit, dass der Senat ehrlich sagt, was er mit Moorburg vorhat“, fordert Ringlau. Er verlangt ein Ende der Hinhaltetaktik und echte Entwicklungsperspektiven.
Wohnraum retten statt Flächen blockieren
Rund 200 öffentliche und zahlreiche private Wohnungen in Moorburg sind durch die unklaren Hafenpläne bedroht. Die vorhandenen Flächen könnten dringend benötigten, bezahlbaren Wohnraum schaffen – ein Potenzial, das bislang ungenutzt bleibt. Ringlau warnt: „Hamburg braucht diese Wohnungen – nicht leerstehende Industriebrachen auf Vorrat.“ Der Ruf nach einer neuen städtebaulichen Ausrichtung Moorburgs wird immer lauter, auch angesichts der Wohnraumkrise in der Hansestadt.
Verfassungsrechtliche Bedenken gegen Hafenerweiterungsgebiet
Ein Gutachten des ehemaligen Bundesverfassungsrichters Prof. Dr. Jürgen Kühling stellt die Verfassungsmäßigkeit der Hafenerweiterungsgebietsausweisung infrage. Ringlau fordert vom Senat eine klare Stellungnahme zu den rechtlichen Bedenken und den Schutz der Grundrechte der Moorburger Bevölkerung. Die drohenden Enteignungen stellen nicht nur eine menschliche, sondern auch eine verfassungsrechtliche Tragödie dar.
Zum 650-jährigen Bestehen Moorburgs im Jahr 2025 fordert der Stadtteil eine würdige Zukunft. „Die Zeit der Drohkulisse muss vorbei sein. Moorburg darf nicht länger geopfert werden – weder für veraltete Hafenpläne noch für politische Unentschlossenheit“, so Ringlau abschließend. Der Ball liegt nun beim Senat, der den Antrag der Bezirksversammlung prüfen muss.