Landkreis Stade will Vorreiterrolle bei der Energiewende übernehmen
Stade, 14.03.2025 – Der Landkreis Stade möchte eine zentrale Rolle bei der Energiewende spielen und setzt auf vielfältige Projekte in Industrie, Verkehr und privaten Haushalten. Dies wurde am Donnerstag beim zehnjährigen Bestehen des Vereins „Klimawerkstatt im Landkreis Stade“ im Stader Kreishaus deutlich.
Engagement für eine nachhaltige Zukunft
Landrat Kai Seefried betonte die gute Ausgangslage des Landkreises für die Energiewende: „Die Energiewende funktioniert nur mit den Menschen, nicht gegen sie.“ Er verwies auf die Schlüsselrolle der Chemieindustrie in Stade-Bützfleth bei der Produktion von grünem Wasserstoff sowie die innovativen Entwicklungen rund um Airbus. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Ausbau von Windkraftanlagen, die künftig auf vier Prozent der Landkreisfläche geplant sind.
Die Leistung der bestehenden Windkraftwerke erreiche bereits heute das Niveau des ehemaligen Stader Kernkraftwerks. Dennoch betonte Seefried, dass Versorgungssicherheit, Speichermöglichkeiten und Preisentwicklungen weiterhin im Blick behalten werden müssten.
Klimawerkstatt Stade: Zehn Jahre Einsatz für Nachhaltigkeit
Der Verein „Klimawerkstatt im Landkreis Stade“, gegründet 2015 im Kreishaus, spielt eine bedeutende Rolle in der regionalen Klimaschutzarbeit. Über 2.500 Energieberatungen für Verbraucher sowie Bildungsangebote für mehr als 7.000 Kinder zählen zu den Erfolgen der letzten Jahre.
Frank Bünte, Vorsitzender der Klimawerkstatt und Vertreter der Stadtwerke Stade, hob die enge Zusammenarbeit mit Kommunen, wissenschaftlichen Einrichtungen und Bildungsträgern hervor. Die interaktive Karte zur nachhaltigen Energieinfrastruktur im Landkreis bietet Bürgern einen Überblick über aktuelle Entwicklungen und ist unter klimawerkstatt-stade.de/interaktive-karte einsehbar.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Marten Knust von den Stadtwerken Stade verwies darauf, dass der Anteil fossiler Energieträger bei der Stromerzeugung im Landkreis mit 65 Prozent noch über dem Bundesdurchschnitt von 54 Prozent liegt.
Professor Nicolei Beckmann von der hochschule21 mahnte zu schnellerem Handeln und erinnerte an die Warnungen des „Club of Rome“ vor über 50 Jahren: „Die Kosten des Klimawandels werden uns überrennen, wenn wir nicht investieren.“
Auch im Verkehrssektor gibt es Fortschritte. Jan Behrendt von der KVG kündigte an, dass der Fuhrpark verstärkt auf Elektrobusse umgestellt werde, auch wenn der Aufbau einer entsprechenden Ladeinfrastruktur herausfordernd sei.
Im privaten Bereich sieht Unternehmer Timo Berg noch hohen Beratungsbedarf bei der Heizungsmodernisierung. Er plädiert für realistische, schrittweise Umstellungen. Autohändler Michael Bröhan-Schmand forderte ein Ende des „E-Auto-Bashings“, da viele Pendler bereits gute Erfahrungen mit E-Mobilität gemacht hätten.
Bürokratie hemmt den Fortschritt
Jürgen Goldenstein vom Bürgerwindpark Oederquart kritisierte die langen Planungszeiten für Windkraftprojekte, die derzeit bis zu zehn Jahre betragen.
Auch Dr. Christian Pape von der Wohnstätte Stade betonte die soziale Dimension der Energiewende und appellierte, finanzielle Belastungen für Haushalte nicht aus dem Blick zu verlieren.
Gemeinsam für eine nachhaltige Region
Die Veranstaltung zeigte, dass der Landkreis Stade auf einem guten Weg ist, aber noch viele Herausforderungen auf dem Weg zur Energiewende gemeistert werden müssen. Kooperation, Innovation und eine stärkere Einbindung der Bevölkerung bleiben zentrale Themen.