Neugraben | In der Aula der Grundschule Am Johannisland hat Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher am Donnerstagabend seinen Einstand gegeben. Wie auch schon sein Vorgänger Olaf Scholz besucht er nacheinander alle Hamburger Bezirke, um im Gespräch mit den Bürgern vor Ort zu bleiben.
"Ich bin hier um Ihre Sorgen, Kritik und Vorschläge mitzunehmen", leitet der Bürgermeister die Fragerunde ein. Zuvor hatte er zwei wichtige Themen für Hamburg skizziert: Der Wohnungsmarkt und die Verkehrssituation seien die wichtigsten Herausforderungen, hier habe man in der Vergangenheit (gemeint ist vor 2011, die Red.) viel zu wenig getan. Seitdem wurden die Anstrengungen im Wohnungsbau jährlich gesteigert, zukünftig wolle man jährlich 10.000 Baugenehmigungen erteilen, mindestens 3.000 davon für den sozialen Wohnungsbau. Im Straßenbau habe man einen Sanierungsstau gehabt, in den letzten Jahren seien zunächst die Hauptstraßen umfangreich saniert worden, jetzt gehe es in die Wohnquartiere. Insgesamt will man zukünftig rechtzeitig sanieren, um die Kosten nicht unnötig in die Höhe zu treiben.
Ins lokale Geschehen musste der Bürgermeister nach dem Vortrag eines Anliegers des Heidefriedhofes in Neugraben eintreten. Der Inhaber eines Blumengeschäftes beklagt, dass mittlerweile 8 Rehe auf dem Friedhof ihr Paradies gefunden hätten und die Blumen von Gräbern und frisch errichteten Trauergestecken fressen würden. Das dies nicht nur sein Problem wäre, sondern sich viele Menschen daran stören würden, hat er durch die Überreichung einer Unterschriftenliste bekräftigen wollen.
Zum Thema Fahrradstadt Hamburg hat sich eine ambitionierte Radfahrerin gemeldet. Sie beklagte, dass sich Fahrradfahren in Hamburg zu einem gefährlichen Abenteuer entwickelt. Konkret sei sie durch die Verkehrsführung in der Bauernweide von Autofahrern häufig gefährdet worden, zum Beispiel durch enges Vorbeifahren mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit.
Sven Blum von der Bürgerinitiative Neugraben-Fischbek ermahnte den Bürgermeister, mehr Anstrengungen in die Überwachung der Kindertagesheime zu investieren. Dabei führte Blum aus einem Bericht der Hamburger Morgenpost an, wonach der Zeitung Erkenntnisse vorliegen sollen, wonach sozialpädagogische Assistenten anstelle von Erziehern mit der Gruppenleitung beauftragt worden sein. Blum wendete ein, dass die Schulbehörde diesbezüglich keine Kontrollen vornimmt. Als Herausgeber des Kita-Gutscheines sei die Behörde aber der Qualität verpflichtet.
Tschentscher konnte durch seine sachliche und erklärende Argumentation die rund 250 Besucher für sich gewinnen und delegierte gleich einige der Aufgaben an die anwesenden Bürgerschafts- und Bezirksabgeordneten. Eine gelungene Veranstaltung, die auf Wunsch einiger Anwesender gern wiederholt werden könnte. Dann aber sollte der Bürgermeister sich mit den lokalen Gegebenheiten vertraut machen, denn das er Neugraben nicht kennt, bewies er gleich zu Beginn: "Ich glaube, man nennt es hier Süderelbe,oder?".