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FreizeitKultur

Neue Sonderausstellung am Kiekeberg: „Trüb und Klar. Unser täglich Wasser“.

Rosengarten-Ehestorf. „Trüb und Klar. Unser täglich Wasser“ lautet der Titel einer Wanderausstellung, die neu im Freilichtmuseum am Kiekeberg zu sehen ist. Besucherinnen und Besucher entdecken die verschiedenen Funktionen von Wasser früher und heute: den natürlichen Kreislauf, die Trinkwasserversorgung und Körperpflege bis hin zur Energieerzeugung. Dabei erzählen die Exponate vom technischen Fortschritt und der Beziehung der Menschen zu Wasser, aber auch über den Klimawandel und Aspekte der aktuellen Wasserforschung. Auf der Empore der Ausstellung sehen Interessierte drei Kurzfilme über Wasser in Hamburg, in der Heide und über den Wasserrucksack „Paul“, der zum Filtern von Trinkwasser entwickelt wurde. Für Kinder gibt es noch bis Sonntag, den 24. März, ein passendes Ferienprogramm ohne Anmeldung zum Thema Wasser. Die Ausstellung wurde vom Verbund „Alltag | Arbeit | Anstoß | Aufbruch“ entwickelt, zu dem die Stiftung Domäne Dahlem, das LVR-Freilichtmuseum Kommern, das Freilichtmuseum Hessenpark und das Freilichtmuseum am Kiekeberg gehören. In Norddeutschland ist sie erstmals zu sehen und steht allen bis Sonntag, dem 27. Oktober, zu den Museumsöffnungszeiten offen. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 11 Euro, für Personen unter 18 Jahren ist er frei.

Sybille Kahnenbley, Vorsitzende des Stiftungsrates des Freilichtmuseums am Kiekeberg, begrüßte am vergangenen Freitagabend etwa 100 Gäste zur Eröffnung der Sonderausstellung. „In Deutschland ist Wasser kein Thema. Aber in weiten Teilen der Welt haben Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser“, mahnte sie.

Landrat Rainer Rempe hob in seinem Grußwort den Stellenwert von Wasser für den Landkreis hervor. Nach einem Vortrag von Dr. Klaus Johannsen von der Technischen Universität Hamburg über die Wasserforschung führte die Kuratorin Anne Herrgesell vom Freilichtmuseum die Gäste in die Wanderausstellung „Trüb und Klar. Unser täglich Wasser“ ein.

„Wasser ist ein Thema, was viele Menschen bewegt“, erklärte Rainer Rempe, „und es ist der wertvollste Rohstoff, den wir haben.“ Für aktuelle Nachhaltigkeitsgedanken sei ein Blick in die Vergangenheit hilfreich. „Wasser, das einfach so aus dem Hahn fließt, war für Menschen der Nachkriegszeit alles andere als eine Selbstverständlichkeit“, so Rainer Rempe. „Wenn man heute mit offenen Augen durch die Region fährt, kann man die Folgen des Klimawandels sehen. Umso wertvoller ist, dass sich diese Ausstellung dem Thema Wasser aus vielen Blickwinkeln nähert.“ Sie biete Aha-Momente und sensibilisiere im Umgang mit Wasser. „Wir werden künftig genau hinschauen, wie wir Wasser gerecht verteilen“, versicherte er.

Der technische Fortschritt im Umgang mit dem kühlen Nass wird durch spannende Ausstellungsstücke deutlich, auf die Dr. Klaus Johannsen, Oberingenieur am Institut für Wasserressourcen und Wasserversorgung der Technischen Universität Hamburg, einging. Auch wenn es schon seit dem Altertum eine zentrale Wasserverteilung gab, etwa die Aquädukte der Römer, so sei „eine zentrale Wasseraufbereitung erst seit 200 Jahren aus London bekannt“, erklärte er dem Publikum. In Hamburg gäbe es die erst seit 100 Jahren. Hamburg habe sogar noch bis in die 1960er Jahre Elbwasser genutzt, erst danach Grundwasser.

In der Ausstellung „Trüb und Klar. Unser täglich Wasser“ sei aus seiner Sicht der „Berkefeld Wasserfilter“ von 1891, ein Tontopf mit Keramikfilter, der Bakterien im Wasser fernhielt, besonders sehenswert. Denn 1892 seien über 8.000 Menschen bei der Cholera-Epidemie in Hamburg gestorben. In Altona [damals kein Teil von Hamburg] habe es schon eine Wasseraufbereitung gegeben, deshalb seien dort weniger Menschen gestorben. Hamburg habe unter Hochdruck in nur einem Jahr die zentrale Wasseraufbereitung eingeführt. Außerdem freute sich Dr. Johannsen über ein modernes Exponat: Der „Paul“ (Portable Aqua Unit for Lifesaving) sei eine Entwicklung der Universität Kassel, der ebenfalls mit einer Membran Bakterien und Krankheitserreger zurückhalte, um das Wasser dann trinken zu können. Er schaffe es am Tag etwa einen Kubikmeter Trinkwasser zu filtern und würde vor allem in Katastrophengebieten eingesetzt.

Welche Rolle Wasser im Alltag spielte und spielt erfahren Besucher ebenfalls: „Diese Ausstellung zeigt insbesondere die Beziehung, die wir Menschen zu Wasser haben, und wie sich diese durch die Technisierung und den Fortschritt wandelt“, sagte Kuratorin Anne Herrgesell. „In kaum einem häuslichen Bereich hat sich der Umgang mit Wasser so verändert, wie beim Waschen von Kleidung. Heute wird unsere Wäsche in einem Waschgang gereinigt, ohne dass unsere Fingerspitzen noch mit Wasser in Berührung kommen.“ Wurden einst noch Wassereimer vom Brunnen ins Haus getragen, drehen Menschen heutzutage einen Warmwasserhahn auf. Einen eigenen Raum zur Reinigung gab es lange nicht – gewaschen wurde, wo es einen Wasseranschluss gab, zum Beispiel in der Küche. Besucher sehen eine Schaukelbadewanne von 1920, die den Körper bei minimaler Wassermenge gut umspülte. Das Motiv Wasser zu sparen, rührte damals noch von der Zeit und Mühe zur Beschaffung her.

Im Freilichtmuseum und seinen Außenstellen sehen Besucher das Alltagsthema Wasser in allen Lebensbereichen: zum Beispiel in der Wohnkultur, wie im Badezimmer des Quelle-Fertighauses, in der Freizeit auf dem Wasserspielplatz, im Mühlenmuseum Moisburg zur Energieerzeugung oder im Feuerwehrmuseum Marxen als Löschmittel. Der Wassererlebnispfad im Freilichtmuseum zeigt gemeinsam mit dem Wasserbeschaffungsverband Harburg (WBV) an acht Mitmachstationen, wie die Wasserversorgung noch bis in die 1950er Jahre hinein funktionierte.

Für Kinder gibt es passend zur Ausstellung „Trüb und Klar. Unser täglich Wasser“ beim „Ferienspaß“ am Kiekeberg ein Mitmachprogramm rund um das kühle Nass: bis Sonntag, dem 24. März, sowie bei „Sonntags im Museum – Nachhaltig!“ am 28. April, 1. und 22. September.

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