Die bewegende Geschichte der Kanadierin Marg Liessens: Verlust und Versöhnung in Seevetal
Seevetal, 13.10.2024. Im Dezember feiert Marg Liessens aus Kanada ihren 80. Geburtstag. Ihre Lebensgeschichte ist geprägt von Verlust und Trauer, aber auch von Versöhnung und einem besonderen Band zur Gemeinde Seevetal. Denn Liessens‘ Vater, Albert Dorey, starb kurz nach ihrer Geburt im Zweiten Weltkrieg, als sein Flugzeug über Hittfeld abgeschossen wurde.
Albert Dorey, Funker an Bord eines Lancaster-Bombers der kanadischen Luftwaffe, war am 31. März 1945 gemeinsam mit seiner Crew auf einer Mission, die Hamburger Werft Blohm + Voss zu bombardieren. Die Besatzung wurde jedoch im Raum Hittfeld von deutschen Düsenjägern angegriffen, und das Flugzeug zerschellte dort, wo heute die Aral-Tankstelle steht. Seine Tochter Marg war gerade einmal dreieinhalb Monate alt und sollte ihren Vater nie kennenlernen.
Moin, hast du Zeit, um uns ein paar Fragen zu beantworten? Wir freuen uns sehr über deine Hilfe und bedanken uns bereits jetzt: Zur Umfrage!
Die Verbindung zwischen Marg Liessens und Seevetal begann 2009, als Gemeindearchivar Sören Sahling ihre Geschichte aufgriff und sie kontaktierte. Kurz darauf reiste Liessens nach Seevetal, um den Ort zu besuchen, an dem ihr Vater ums Leben kam. Dieser Besuch markierte den Beginn einer tiefen Beziehung zwischen Liessens und der Gemeinde. Auch zu Bürgermeisterin Emily Weede und ihrem Mann Carsten Weede pflegt sie seither eine enge Freundschaft.
Bei ihrem Besuch in diesem Jahr erhielt Marg Liessens ein unerwartetes, emotionales Geschenk: einen Schalter aus dem Flugzeugwrack, in dem ihr Vater saß. Ein 93-jähriger Hittfelder, damals ein Jugendlicher, hatte die Schalterteile geborgen und zum Bau eines Radios verwendet. Die Überreste wurden dem Archäologen Ole Uecker übergeben und fanden so schließlich ihren Weg zur Familie Weede, die sie Liessens überreichte. „Es war ein zutiefst bewegender Moment, als wir Marg die Schalter übergeben konnten“, erzählte Emily Weede. „Diese persönlichen Gegenstände verbinden ihre Familie auf besondere Weise mit dem Ort, an dem ihr Vater sein Leben lassen musste.“
Die Geschichte der Familie Liessens erinnert eindrücklich an die Schrecken des Krieges und die Bedeutung des Gedenkens. Carsten Weede erklärte dazu: „Am Volkstrauertag gedenken wir aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Es ist für uns ein Geschenk, zur Aufarbeitung der Vergangenheit und zur Versöhnung beitragen zu dürfen.“