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Bezirk Harburg

Gastautor Dr. Fang Yu berichtet vom Cejna Sarè Salè (Jesidisches Neujahrsfest)

Harburg/Süderelbe. Am 19. April 2023 war das jesidische Neujahrsfest, auch „Roter Mittwoch“ genannt. Hamburger Jesiden haben am 23. April 2023, einem Sonntag, dieses Fest nachträglich in der neuen Heimat fröhlich mit viel Musik und Tanzen gefeiert. Zum Ritual dieser Feier gehören auch bunte Eier, die an die Erschaffung der Welt aus einem Ei nach der jesidischen Religion erinnern. An der diesjährigen Feier haben auch zwei Mitglieder des Harburger Integrationsrats und ein Vertreter aus der Michaelis-Kirchengemeinde als Gast teilgenommen und gratuliert.

Das Jesidentum war lange Zeit im Bezirk Harburg für viele unbekannt. Der Bekanntheitsgrad wurde jedoch in 2014/2015 auf trauriger Weise schlagartig erreicht, als die Presse darüber berichtete, dass IS-Terroristen das jesidische Volk systematisch mordeten, vergewaltigten bzw. versklavten. Am 19. Januar 2023 hat der Bundestag die Verbrechen des IS an den Jesiden offiziell als Völkermord anerkannt.

Im Zuge dieser humanitären Katastrophe sind viele Jesiden geflüchtet. Einige davon haben im Stadtteil Neugraben-Fischbek den Zufluchtsort gefunden. Bei ihrer Integration vor Ort werden sie von vielen Menschen engagiert unterstützt. In diesem Artikel nennen wir einige Beispiele, einerseits als herzliches Dankeschön an alle Mitwirkenden, andererseits auch als Anregungen für weitere Aktivitäten:

Im Harburger Leitbild „Zusammenleben in Vielfalt“ steht: Die Aufnahmegesellschaft wirkt beim Erlernen der deutschen Sprache unterstützend und ermutigend mit. So wird auch in vielen Fällen getan. Die Initiative Willkommen in Süderelbe (1) hat in BGZ Neugraben hierfür das Café Welcome und kostenlose Deutschkurse eingerichtet. Einige ihrer Mitglieder betreuen darüber hinaus noch ehrenamtlich 1:1 einzelne Jesiden, die einen Deutschkurs wie B1/B2 besuchen, denn der Unterricht in Schulen allein reicht nicht aus und ein ergänzender Partner kann den Lernerfolg durch Übung und Ermutigung ausbauen. Auch das Lernen am Computer und das Schreiben (z. B. einer Bewerbung) gehören zum Deutschüben. Dank der Vermittlung eines Mitgliedes des Harburger Integrationsrats und des Vereins An(ge)kommen in Deutschland (2), das 2015 als Geflüchteter nach Harburg kam und inzwischen bilderbuchmäßig voll integriert ist, hat eine Hamburger IT-Firma ein Notebook an ein junges jesidisches Paar in Neugraben gespendet.

Gibt es eine Sprache, die schwerer als Deutsch ist? Ja, und zwar unser Behördendeutsch! Einige Jesiden sind daher sehr dankbar, wenn sie bei den Behördenterminen begleitet werden können, z. B. beim Gang zum Jobcenter mit einem Mitglied aus dem AK Bildung und Berufe des Harburger Integrationsrats oder bei der Beantragung eines Kita-Gutscheins mit einer Neugrabener Elternlotsin (3). Auch bei Ausbildung und Berufseinstieg sind Tipps und Ratschläge wertvoll, um das Rad nicht mühsam neu erfinden zu müssen. So konnte eine Jesidin bei der Verwirklichung ihres Praktikumswunsches zur Berufsorientierung freundlicherweise von Job Concepts (4), einem erfahrenen Integrationscoach in Neugraben, geholfen werden.

Harburger Leitbild „Zusammenleben in Vielfalt“ berücksichtigt auch die Mehrsprachigkeit im Bezirk. Für die jesidischen Kinder ist von Bedeutung, neben der jesidischen Sprache auch die jesidische Religion und Kultur in der neuen Heimat kennenlernen zu dürfen. Damit eine solche Projektidee „Jesidische Schule in Neugraben“ verwirklicht werden kann, hat Michaelis-Kirchengemeinde in Neugraben ihre Räumlichkeit freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Auch Harburger Integrationsrat unterstützt das Projekt mit einer finanziellen Zuwendung.

Das Jesidentum als eigenständige Religion ist vielen noch relativ unbekannt. Das Unwissen wurde in ihrer alten Heimat, aber leider auch bei uns in Einzelfällen, ausgenutzt, um Jesiden als vermeintliche Teufelsanbeter zu verunglimpfen. Unser Vertreter im Landesintegrationsbeirat und im Landesschulbeirat hat sich daher für die Weiterentwicklung des Hamburger Bildungsplans „Religionsunterricht für alle“ eingesetzt, damit die hiesigen Schüler und Schülerinnen auch das Jesidentum kennlernen, um potentielle religiöse Vorurteile zu unterbinden.

Wollen Sie auch dabei unterstützen? Kontaktieren Sie gern Herrn Dr. Fang Yu vom Harburger Integrationsrat: info@harburgerintegrationsrat.de.

Links der engagierten Helfenden:

  1. Initiative Willkommen in Süderelbe: https://insuederelbe.de/.
  2. An(ge)kommen in Deutschland e.V.: https://an-ge-kommen-in-deutschland.de/.
  3. Neugrabener Elternlotse: https://www.drk-harburg.hamburg/nachbarschaftsmuetter-und- elternlotsen.
  4. Job Concepts in Neugraben: https://www.job-concepts.de/standorte/.

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