Jürgen Trittin im STADEUM: Zeitreise durch 50 Jahre Politik – Lesung aus „Alles muss anders bleiben“
Stade – Ein Abend zwischen Zeitgeschichte und persönlicher Rückschau: Am Sonntag, 23. November 2025, um 19:45 Uhr liest Grünen-Politiker Jürgen Trittin im STADEUM, Schiffertorsstraße 6, 21682 Stade, aus seiner Autobiografie „Alles muss anders bleiben“. Der ehemalige Bundesumweltminister blickt dabei auf ein halbes Jahrhundert deutscher Politik zurück – von den 1970er-Jahren bis in die Gegenwart.
Zwischen Studentenbewegung und Regierungsverantwortung – ein Leben für politische Veränderung
Trittin, Jahrgang 1954 und gebürtiger Bremer, erzählt von seinen prägenden Jahren als Student und Aktivist, von der Entstehung der Grünen während der Kohl-Ära und von den entscheidenden Momenten der ersten rot-grünen Bundesregierung unter Gerhard Schröder. Als Nachkriegskind, Minister und langjähriger Bundestagsabgeordneter ist er zugleich Zeuge und Gestalter deutscher Politik. Seine Erinnerungen spannen den Bogen von Hausbesetzungen in Göttingen bis zu Regierungsverhandlungen in Berlin.
Auch die Gegenwart bleibt Thema: Trittin spricht über die erneute Regierungsbeteiligung der Grünen seit 2021 und über die Idee einer wertegeleiteten Realpolitik, die Wandel als Grundlage von Sicherheit versteht. Das Publikum erwartet ein spannender Abend voller persönlicher Einblicke und politischer Reflexion.
Tickets kosten zwischen 22 und 46 Euro und sind telefonisch unter 04141 4091-40, online unter www.stadeum.de oder an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.





„Alles muss anders bleiben“
… sagt Jürgen Trittin und spricht von „wertegeleiteter Realpolitik“.
Ich hab sein Buch nicht gelesen und normalerweise würde ich mich nicht so aus dem Fenster lehnen. Wenn ich mich aber doch mal lehnen sollte, würde mir allerhand einfallen.
Das mit der Realpolitik zum Beispiel. Die mag ehrlich gemeint sein, aber sie macht das Profil platt. Die Grünen müssten sich mal an die geänderten Sitten der Diskussionskultur anpassen und Tacheles reden. Realität statt Realpolitik. Wenn wir die Realität zugrunde legen, bewegen wir uns lustig auf 3° mehr bis 2100 zu. Und das heißt: Wenn sich nicht alles ändert, wird nichts bleiben wie es ist. „Alles muss anders bleiben“ wird nix. Es kann nicht alles bleiben wie es ist, nur mit etwas anderer Technik.
Keine Partei, auch nicht die Grünen, sagen mal klar, was 3° mehr eigentlich bedeutet und wie wichtig es ist, es nicht dazu kommen zu lassen. Wie lange will denn ein Realpolitiker warten? Bis der letzte Trottel gemerkt hat, dass es um die Wurst geht? Dann ist es zu spät. Die Klimawissenschaftler sagen eindeutig, dass 3° mehr nicht mehr beherrschbar sind. Dann haben wir Dürren und Unwetter im Wechsel. Est verbrennt uns der Wald und dann kommt es zu kontinentalen Hungersnöten, Zusammenbruch des Wirtschaftssystems und allem, was wir am Leben schätzen und lieben. Nichts wird bleiben wie es ist, wenn sich nicht alles ändert. Und was es bedeutet, wenn sich alles ändert, liegt auf der Hand: Wir müssen deutlich kleinere Brötchen backen, was unseren Energieverbrauch angeht.
Im Moment tanzt hier doch der Wahnsinn die Polka. Ein durchschnittliches Verbrennerauto hat inzwischen über 150 PS, das sind bummelig 100 Kilowatt. Das ist die Leistung von 50 Heizlüftern á 2000 Watt. Das wird aber warm in der Bude. Eine Kleinfamilie braucht vielleicht 5000 kWh im Jahr. Das heißt, wenn der Motor 50 Stunden mit Volllast läuft, hat er die Energie verbraten, die eine Kleinfamilie im Jahr verbraucht. Und weil es ein Verbrenner ist, kühlt er auch noch 70% der erzeugten Leistung weg, damit die Kiste nicht ihrem Namen gerecht wird und das Brennen anfängt. Vom CO2 reden wir mal gar nicht erst.
In der Praxis heißt das Kabinenroller statt SUV und 10 KW pro Sitzplatz. Und zwar elektrisch. Kann mir keiner erzählen, dass er damit nicht zur Arbeit kommt. Dafür muss das Tempo runter, genormte Fahrakkus und Wechselsystem, einheitliche Ladesysteme. Das geht, man muss es nur wollen. Und das ist nur der Anfang.
Um ein Haar wäre ich aus dem Fenster gefallen.