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Hamburg

“Historische Mogelpackung” – Tarifkonflikt bei der Post eskaliert

Hamburg. Selbst der Betriebsrat der Deutschen Post AG spricht im Zusammenhang der Tarifverhandlung 2023 von einer “historischen Mogelpackung”. Man müsse doch stutzig werden, wenn der Arbeitgeber zu zwei Verhandlungsterminen zunächst mit leeren Händen auftaucht und im dritten Verhandlungstermin sein “Rekordangebot” auf den Tisch legt und dann den Saal verlässt. Danach startete eine offenbar akribisch vorbereitete Kampagne des Arbeitgebers.

Noch während der Urabstimmung, die bis zum 9. März 2023 andauert, hat der Vorstand der Post eine außergewöhnliche Maßnahme ergriffen, um gegen den geplanten Streik von ver.di zu mobilisieren. Die Vorständin Nikola Hagleitner, die für das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland zuständig ist, hat alle 160.000 betroffenen Mitarbeiter mit einem Brief angeschrieben, um für das Tarifangebot des Vorstands zu werben. In dem Brief fordert Hagleitner die Mitarbeiter auf, das Angebot genau zu prüfen, das in Form einer Grafik beigefügt wurde. Es handelt sich um die höchste jemals von der Post vorgeschlagene Tariferhöhung. Innerhalb von drei Jahren könnten die Mitarbeiter ein zusätzliches Einkommen von mindestens 9.560 Euro erhalten, allein im ersten Jahr 2023 würden 150 Euro im Monat steuerfrei hinzukommen. Im nächsten Jahr gäbe es 3.340 Euro mehr, von denen 1.200 Euro steuerfrei wären. Und im Jahr 2024 sollen zusätzlich 4.420 Euro brutto gezahlt werden. 

Hagleitner warnt vor den Folgen eines Streiks für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Sie fordert die Mitarbeiter auf, sich nicht von Parolen oder Falschbehauptungen verunsichern zu lassen. Aus mehreren Niederlassungen des Unternehmens erreichen unsere Redaktion zudem Hinweise, woraufhin dort durch Vorgesetzte eindringlich für das Angebot des Arbeitgebers geworben wird. In Einzelfällen sollen sogar ver.di Mitglieder daran gehindert worden sein, ihre Informationen in den Team-Minuten mitzuteilen, weil dies in der Arbeitszeit nicht erlaubt sei.

Während einer Befragung der ver.di im Vorfeld der Tarifverhandlungen unter den Beschäftigten bei der Deutschen Post AG haben diese beschlossen, 200 Euro mehr Gehalt für Azubis, 15% mehr Lohn für alle anderen Beschäftigten und bessere Arbeitsbedingungen zu fordern. Die Corona-Pandemie war ein Turbo für Rekorde, nämlich bei den Krankenständen, der Mehrarbeit und den Gewinnen des Unternehmens. Allein 2022 betrug der Ebit rund 8,4 Milliarden Euro vor Steuern. Jetzt kommt es darauf an, die Beschäftigten anlässlich der explodierenden Kosten für Lebensmittel und Energie nicht im Regen stehen zu lassen. 

Tatsächlich fordert die ver.di bei einem angenommenen Gehalt von 3200 Euro aber nur rund 5760 Euro für 2023. Der Unterschied zum Angebot der Deutschen Post AG liegt in der Laufzeit des Vertrages, die ihr Angebot auf 24 Monate ausdehnen will. Die Gewerkschaft aber möchte die Laufzeit auf 12 Monate begrenzen, um anlässlich der Teuerungsrate flexibel zu bleiben. Außerdem soll sich die volle Summe in der Lohntabelle wiederfinden. In allem müsse man sparen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, nur Vorstandsgehälter und Dividenden, die sind wieder auf Rekordkurs.

Sie sind Mitarbeitende bei der Deutschen Post? Schicken Sie uns Ihre Geschichte: info@suederelbe24.de

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