
Senator spricht vor Schulklasse in Bezug auf Medien von „hingerotztes Gelaber“
Hamburg. Der Vorstand der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) in der Gewerkschaft ver.di hat mit Kopfschütteln und Unverständnis auf die abfälligen Äußerungen des Hamburger Bildungssenators Ties Rabe über journalistische Berichterstattung reagiert. Laut SPIEGEL hat der Sozialdemokrat vor einer Schulklasse journalistische Zeitschriften und Zeitungen pauschal kritisiert und Berichte als „hingerotztes Gelaber“ bezeichnet. „Der Senator hat selbst ein paar Jahre lang in einer Redaktion gearbeitet, aber ob er das journalistische Handwerk und journalistische Werte kennt, muss nun ernsthaft bezweifelt werden“, stellt dju-Vorstandsmitglied Lars Hansen fest. „Rabes Rundum-Beleidigung der Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen wichtiger Zeitschriften und Zeitungen können und wollen wir nicht so stehen lassen“. Rabes Erklärung, er habe sich beim Landesfinale von „Jugend debattiert“ spontan geäußert, mache die Sache nicht besser: „Spontan heißt hier einfach, dass er sagt, was er denkt. Und wenn ein Hamburger Regierungsmitglied journalistische Medien so verallgemeinernd und vor einem jungen, interessierten Publikum in den Schmutz zieht, ist das zumindest bedenklich“, warnt Hansen. „Vielleicht ist dem Senator nicht klar, dass er sich mit seinen Äußerungen rechter Narrative bedient?“ Der heutige Bildungssenator Ties Rabe war von 1990 bis 2002 Redakteur und von 1990/1991 Redaktionsleiter der Bergedorfer Rundschau sowie von 1992 bis 2001 des Elbe-Wochenblatts.
Vor einer Schulklasse? Um welches Thema ging es denn? Wo möglich um gutes Deutsch? Das ist ja Trump-Speech. Setzen, sechs!
Was das „gute Deutsch“ angeht, nimmt sich die Jugend sowieso ihre Freiheiten, aber das war schon immer so. Dabei finden einige Kreationen auch ihren Weg in den allgemeinen Sprachgebrauch. Ein Beispiel ist unser „nichtsdestotrotz“, das war mal ein Studentenscherz vor 100 Jahren.
Der gute Herr Rabe hat sich allerdings das falsche Publikum ausgesucht. Oder hat schon mal jemand einen Jugendlichen mit Zeitung vor der Nase gesehen? Ich nicht. Aber was teilweise in den „Sozialen Medien“ verbreitet wird, ist mehr als hingerotztes Gelaber, das ist gequirlter Bullendung!
Wenn man sich schon Sorgen um das Weltbild der Jugend macht, sollte man da ansetzen. Stichwort Vermittlung von Medienkompetenz in der Schule.
Kommt drauf an, worauf er die Aussage bezieht. Als pauschales Urteil ist die Aussage nicht in Ordnung. Es gibt aber auch Zeitungen (besonders die mit den großen Buchstaben), auf die der Vorwurf des „hingerotzten Gelabers“ durchaus zutrifft. Da werden Kampagnen gegen Energie- und Verkehrswende gefahren und Umweltschützer diskreditiert, dass einem das Grausen kommen kann. Seit Wallraffs Buch „Der Aufmacher“ (1977!) ist die Agenda dieses Blattes bekannt… und sie wissen was sie tun!