Bezirk Harburg

Unterkunft am Schwarzenberg beheimatet seit heute die ersten Geflüchteten

Heimfeld. Das DRK-Team ist startklar: Seit heute steht am Schwarzenbergplatz eine neue Wohnunterkunft für geflüchtete Menschen zur Verfügung. Insgesamt 512 Personen haben auf der zweigeschossigen Container-Anlage dann für mindestens zwei Jahre ein Dach über dem Kopf. Petra Lotzkat, Staatsrätin der Sozialbehörde, machte sich jetzt vor Ort ein Bild vom Gelände. Auf dem ehemaligen Exerzierplatz, der mit 13.530 Quadratmetern fast so groß wie zwei Fußballfelder ist, sind 256 Einzelcontainer aufgebaut. Je zwei Personen bewohnen einen Container, der mit Betten, Spinden, Tisch und Stühlen ausgestattet ist. Dazu kommen Sanitäreinheiten sowie eine Gemeinschaftsküche für je sieben Wohneinheiten. Auch ein Sicherheitsdienst ist vor Ort.

Direkt am Eingang neben dem Pförtnerhäuschen befinden sich die Büros des DRK-Teams, das sich um die Verwaltung und das Management der Unterkunft kümmert. Einrichtungsleiter Torsten Schult stehen sechs Festangestellte zur Seite. Am Eingang ist auch der „Willkommensplatz“, von dem aus die Angekommenen auf die Anlage gelangen. In einem der Module wird an fünf Tagen pro Woche die Kinderbetreuung stattfinden. Draußen sollen für die Kleinen Spielflächen entstehen.

Auch Angebote von Ehrenamtlichen, organisiert von DRK-Koordinatorin Rosa Schlottau, sind im laufenden Betrieb vorgesehen. „Schon vor der Eröffnung haben sich viele Engagierte gemeldet“, so Rosa Schlottau. „Neu sind unsere Quartiersrundgänge für die Bewohnerinnen und Bewohner, damit sie sich in ihrer neuen Umgebung schnell zurechtfinden.“ Dr. Andreas B. Kummer wird mit seinem Team der ehrenamtlichen Sozialarbeit Sprachkurse sowie Begleitung der Geflüchteten anbieten.

Der DRK-Kreisverband Hamburg-Harburg e. V. betreibt im Auftrag von Fördern & Wohnen bzw. des DRK Landesverbandes fünf Wohnunterkünfte bzw. Erstaufnahmen für mehr als 2.000 geflüchtete Menschen (Eichenhöhe, Am Röhricht/Neugraben-Fischbek, An der Twiete/ Bergedorf-Lohbrügge, Schlachthofstraße/Neuland).

3 Kommentare

  1. Wir fanden es erschreckend als wir zum verkauftsoffenen Sonntag an der Anlage vorbei fuhren!!!

    Es sind jetzt schon zu viele Zugereiste in Harburg. Wir kamen uns in Harburg wie Ausländer vor. Das ist nicht nur unsere Meinung, aber die Meinung der Deutschen ist in allen Bereichen ist für unsere Regierung unwichtig.

    1. Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann. Harburg war einmal eine Industriestadt. Als Mitte des 19. Jahrhunderts die großen Fabriken gebaut wurden, gab es gar nicht genug Einwohner, um den Bedarf an Arbeitskräften zu decken. Damals war Migration erwünscht. Die Menschen kamen zum Teil vom Lande, so auch mein Vorfahr, der als dritter Sohn keine Chance auf den elterlichen Hof hatte. Die damals gängigen Alternativen, Soldat oder Mönch zu werden, sagten ihm nicht so zu. Er verdingte sich als „Rammer“, das waren die Leute, die die Eichenpfähle eingerammt haben, auf denen heute noch die Speicherstadt steht. Sein Sohn (mein Urgroßvater) ging schließlich nach Harburg in die Gummifabrik.
      Der weit größere Teil aber kam aus Osteuropa. Harburg hat heute noch die größte Dichte an katholischen Kirchen in Hamburg, weil die Zuwanderer katholischen Glaubens waren.
      Später kamen Italiener, Türken, Polen, die sich hier ein weniger karges Leben erhofften als in ihren Heimatdörfern. Linda Zervakis ist in Harburg aufgewachsen. Zuwanderung bedeutet auch kulturellen Gewinn. Ohne Einflüsse von außen wären wir heute noch bei Marschmusik und Eichenschrankwand. Furchtbare Vorstellung.

      Harburg (und Wilhelmsburg/ Veddel) ist also seit 170 Jahren Einwanderungsstadt, weswegen die meisten Harburger wenig Probleme mit Multikulti haben. Heute haben wir wieder Arbeitskräftemangel und müssten eigentlich jährlich 500.000 Arbeitskräfte aus dem Ausland anwerben, um den Geburtenknick der Nachkriegsgeneration auszugleichen. Wir brauchen Leute, die hier arbeiten wollen, zeichnen uns aber so gar nicht durch so etwas wie eine Willkommenskultur aus. Andere Länder sind da sehr viel erfolgreicher.

      Schließlich und endlich: Jeder Mensch kann jederzeit zum Flüchtling werden, auch wir. Ob nun der Russe kommt, ein Atomkraftwerk in Frankreich bei ungünstigem Wind durchschmort oder der Klimawandel für kontinentale Ernteausfälle sorgt, niemand kann sicher sein, nicht irgendwann auf die Solidarität und Hilfe anderer angewiesen zu sein. Auch Sie nicht.

  2. An dieser Stelle sei angemerkt, dass der Schwarzenbergplatz nicht nur ein ehemaliger Exerzierplatz ist. Es ist heute (und seit Jahrzehnten) unser Festplatz, eine beliebte und vielgenutzte Freizeitanlage und nicht zuletzt lernen die Harburger Kinder seit Generationen das Radfahren auf dieser Fläche. Wirkliche Alternativen gibt es nicht, aber es gab nicht ein Wort des Protestes. In welchem Hamburger Stadtteil wäre das in dieser Form durchgezogen worden? In Blankenese bestimmt nicht. In den ostdeutschen Bundesländern hätte es deswegen Ausschreitungen un Terrorakte gegeben. Vielleicht wäre die Langmut der Harburger Anlass für ein Dankeswort der Bezirksverwaltung gewesen. Ist wahrscheinlich zuviel verlangt.
    Um Missverständnissen vorzubeugen: Die Unterbringung der Geflüchteten ist erforderlich und die Unterbringung auf mückenverseuchten Feuchtwiesen keine Alternative. Wir schaffen das, aber es ist ein echtes Opfer.

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