Bezirk Harburg

Nach 96 Jahren schließt Harburgs Kaufhaus für immer die Türen

Harburg. Jetzt ist es amtlich, die Konzernleitung von Galerie Kaufhof hat heute die Schließung der ehemaligen Karstadt-Filialen Wandsbek und Harburg bekannt gegeben. Das Harburger Kaufhaus schließt damit nur wenige Jahre vor seinem 100-jährigen Jubiläum die Tore. Die Gewerkschaft ver.di hat für die rund 180 Beschäftigten angekündigt, um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen zu wollen. Damit geht an diesem Standort die Geschichte eines Kaufhauses nach alter Tradition zu Ende. Bereits 1876 hatte dort das Kaufhaus Emden & Söhne eröffnet, welches Karstadt dann 1927 übernahm.

Heike Lattekamp Foto: Daniel Bockwoldt.

Wir werden um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen“, kündigte Heike Lattekamp, die stellvertretende ver.di-Landesleiterin und Fachbereichsleiterin Handel an. „Diese erneute Schließungswelle ist schlussendlich das Ergebnis einer Konzernspitze, die plan- und phantasielos agiert. Galeria hat viele Millionen Euro Staatshilfen bekommen, und die Beschäftigten verzichten seit mehr als zehn Jahren immer wieder auf große Teile ihres Gehalts, um ihren Beitrag zum Erhalt der Arbeitsplätze zu leisten. Bloß der Eigentümer, der Milliardär René Benko, und sein Management kriegen es nicht auf die Kette, endlich ein tragfähiges Zukunftskonzept zu entwickeln. Die Fehler sind hausgemacht, schlussendlich sollen wieder die Beschäftigten mit ihren sowieso schon stark gekürzten Gehältern die Zeche zahlen. Das geht so nicht.

David Stoop, gewerkschaftschaftspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft kritisiert: „Karstadt wird zum dauerhaften Sanierungsfall. Ausbaden müssen das die Beschäftigten. Dabei hat das ganze System: Eigentümer Benko hat sich die Top-Immobilien des Konzerns unter den Nagel gerissen und in eigene Gesellschaften ausgegliedert. Die Kaufhäuser müssen dort dann horrende Mieten zahlen, die sich überhaupt nicht erwirtschaften lassen. Dann lassen sie sich mit Staatsgeldern retten und Herr Benko macht sich einen schlanken Fuß. Mit dieser Abzocke zum Schaden der Beschäftigten und der Allgemeinheit muss endlich Schluss ein! Die Beschäftigten haben eine echte Chance verdient – in einer von Benko ausgesaugten Konzernhülle wird ihnen aber genau dies verwehrt. Wir müssen alles tun, um die Beschäftigten zu unterstützen – dabei muss aber sichergestellt sein, dass kein weiterer Euro staatlichen Geldes in Benkos Tasche landet.“

Sören Schumacher, SPD-Bürgerschaftsabgeordneter für den Wahlkreis Harburg findet sich mit der Entscheidung ab, gibt aber zu bedenken: „Ich bedauere die Schließung der Harburger Karstadt-Filiale
sehr, insbesondere für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nun ist es unsere gemeinsame Aufgabe, Einen längeren Leerstand zu vermeiden. Wir werden neue Ideen für das Gebäude und das Grundstück im Herzen der Harburger Innenstadt entwickeln. Bis dahin kann ich mir gut eine Zwischennutzung wie im ehemaligen Karstadt Sport an der Mönckebergstraße vorstellen, die nicht nur den Leerstand vermeidet, sondern auch neue Besucherinnen und Besucher anzieht. Wir werden diese Chance nutzen, Harburg neu zu gestalten und zu einem lebenswerteren Ort zu machen.“

Ein Kommentar

  1. Das ist nun einmal so im Kapitalismus: Wenn die Rendite nicht stimmt, investiert der Investor eben wo anders. Fürs große Ganze soll das ja das beste sein. Damit das so bleibt, haben wir u.a, die FDP.

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