Hamburg

Wertschätzung im Keller: Bei der Post droht ein monatelanger Arbeitskampf

Hamburg. Der so lange angekündigte und in Talkshows durchgekaute Fachkräftemangel ist da. Das sollten nun auch die Arbeitgeber bemerkt haben. Dennoch handeln einige entgegen jeder Vernunft und gefährden ihr Geschäftsmodell. Die Deutsche Post AG hat 2022 einen Rekordgewinn von mehr als 8,4 Milliarden Euro vor Steuern eingefahren. Schon in den Vorjahren waren jeweils enorme Mehreinnahmen entstanden, der Trend zum Onlineeinkauf verstetigt sich.

Die Post ist an dieser Stelle flexibel und hat die hochgradig rückläufige Zahl an Briefen bereits vor Jahren eingepreist. Dazu entstand zunächst im ländlichen Raum die so genannte Verbundzustellung. Ein und derselbe Postbote bringt sowohl Briefe als auch Pakete. Was zunächst nur mit dem PKW erledigt wurde, ist inzwischen auch bei den Postboten angekommen, die mit dem Fahrrad unterwegs sind. Auch sie bringen Briefe und Pakete, aber in etwas kleineren Mengen. Inzwischen auch in den Großstädten.

Weil die Briefmengen aber nachlassen, vergrößert die Post ihre Zustellbezirke. Das hat zur Folge, dass rund ein Drittel aller Bezirke ganz entfallen. Von ehemals rund 210.000 Beschäftigten in Deutschland gibt es inzwischen nur noch 160.000. Die Arbeitsbelastung ist enorm gestiegen, Bezirke werden zudem auch noch übertragen. Das bedeutet, dass die Postboten auch noch Briefe und Pakete ihrer Kollegen in anderen Bezirken austragen müssen. Und die Post tut alles dafür, dass auch die verbliebenen Fachkräfte das Unternehmen verlassen. Das wurde im Rahmen einer Betriebsversammlung vor einigen Wochen bekannt, bei der die Betriebsräte des Unternehmens Alarm geschlagen haben.

Die Stimmung im Unternehmen ist schlecht, wie selten zuvor. Die bei ver.di organisierten Beschäftigten fordern 15% mehr Lohn und 200 Euro mehr für Azubis bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Mit dieser Forderung gingen sie in die erste Verhandlungsrunde mit dem Arbeitgeber. Der aber legte überhaupt kein Angbot vor und brüskierte die Beschäftigten auch in der zweiten Verhandlungsrunde mit einer leeren Verhandlungsmappe. Erst in der dritten und letzten Verhandlungsrunde legte der Arbeitgeber aus seiner Sicht ein Rekordangebot vor.

Doch das ist hochgradig vergiftet und eine Mogelpackung, heißt es bei den Gewerkschaftern. Denn die Post schiebt das Risiko der Inflation auf die Beschäftigten, weil der angebotene monatliche Inflationsausgleich von 150 Euro in 2023 nicht tabellenwirksam ist, es sich dabei also um eine Lohnerhöhung handelt, die in der Zukunft wieder einkassiert werden wird. Für 2024 bietet die Post monatlich 100 Euro an. Insgesamt also genau die 3000 Euro, die der Staat als steuerfreie Inflationshilfe eingerichtet hat. Eine tabellenwirksame Erhöhung in 2023 gibt es also nicht.

Ab dem 1.1.2024 sollen monatliche Festbetragserhöhungen von 150 Euro dazu kommen. Das heißt, je nach Entgeltgruppe 3% – 7% tabellenwirksame Erhöhung. Ab dem 1.12.2024 bis zum Ende des Tarifvertrages sollen es dann 190 Euro werden. Dann würde es rückwirdend für das Jahr 2024 monatlich ca. 16 Euro mehr geben. Entspricht 0,3% bis 0,8% tabellenwirksame Erhöhung. Der Arbeitgeber bleibt also deutlich hinter den Forderungen zurück, was immer noch einen Reallohnverlust bedeutet.

Zur Zeit und bis zum 9. März findet in den Niederlassungen des Unternehmens die Urabstimmung statt. Sollten sich mehr als 75% für einen Streik aussprechen, so wird es unmittelbar nach der Auszählung vermutlich zu einem deutschlandweiten und unbefristeten Streik kommen. Was der Arbeitgeber bereits vergeigt hat, ist die Forderung nach mehr Wertschätzung und verbesserten Arbeitsbedingungen. Da zeigt die Post täglich, wie der Druck auf die Beschäftigten wächst.

Dabei ist das Unternehmen durchaus großzügig und zahlte nach Berechnungen der Redaktion von Suederelbe24.de zuletzt rund 2,2 Milliarden Dividende an Aktionäre aus. Die geforderten 15% der 160.000 Beschäftigten würde mit rund 930 Millionen zu Buche schlagen. Wenigstens die Aktionäre werden wertgeschätzt.

30 Kommentare

  1. Moin zusammen!
    Vielleicht sollte man mal erwähnen, dass sich der gesamte Vorstand Gehaltserhöhungen größtenteils bis 250 % Spitzenreiterin ist Frau Kreis mit 464 % !!!

    1. Verhandlungsrunde, kein Angebot vom AG nur die Feststellung das unsere Forderung „realitätsfern“ ist!!!

    2. Verhandlungsrunde, kein Angebot vom AG unsere Forderung ist immer noch „realitätsfern“ aber man strebt eine lange Laufzeit an!!!

    3. und letzte Verhandlungsrunde, da wird das Non plus Ultra Angebot auf den Tisch geknallt und Verdi sowie die zuständige Tarifkommission soll es akzeptieren!!!
    Keine Verhandlung möglich da einseitig beendet.

    Verdi und die zuständige Tarifkommission haben absolut richtig entschieden und nun warten wir das Ergebnis der Urabstimmung ab.

    In diesem Sinne Kollegiale Grüße und einen schönen Abend.

  2. bin Zusteller in Berlin Neukölln….hab es heute mit eigenen Augen gesehen …..Postbank Brief aussen an die Klingel Anlage geklemmt vom billig Zusteller ….also ich wünsche euch jetzt schon viel Vergnügen ….denn wenn das Briefpost Geschäft abgegeben wird dann zählt nur der günstigste Preis auf eure Kosten.

  3. Sie müssen sich mal vorstellen woher die, wie Sie es nennen, hohe Fehlerquote kommt. Die kommt nicht daher, weil die Kollegen angeblich unfähig sind sondern weil immer mehr verlangt wird und das Personal leider auch nicht aufgestockt wird. .

  4. Hallo Matthias,da hast du vollkommen recht!Ich arbeite im Briefzentrum mein Sohn im Paketdienst kann beides nachvollziehen. Ich habe bei dem einen Kommentar lieber Postkunde,daß bedauere ich ironisch gemeint sonst wäre mein Kommentar nicht veröffentlicht worden!Am aller schlimmsten finde ich das die Post uns ,und nach draußen hin die Inflationsprämie als Lohnerhöhung verkaufen will !! Ich arbeite seit mehr als 20 Jahre bei der Post aber so schlimm wie es jetzt ist war es noch nie! Mit Subunternehmer zu drohen….toll.Mittlerweile gibt es auch zwischen den Kollegen streik super Klima

  5. Glaubst du deine Briefe würden füher ankommen wenn sie von billigarbeitern die kaum ein Wort deutsch sprechen und verstehen dir in den Garten geworfen werden.

  6. Wie gern denk ich noch an die Zeit von damals zurück. Jeder hat jeden unterstützt, die Touren nicht so groß, heute ist es fast schon Akkord – Arbeit!!
    Menschen machen Fehler, man darf auch nicht die Belastung Tag ein Tag aus vergessen.
    Jemand der es nicht kennt, kann sich nicht vorstellen was jeder Kollege leistet.
    Der Trend ist online Bestellung und es wird alles bestellt. Vom Hundefutter bis Gartenmöbel
    Das wiegt alles auch nichts, am Ende sind die Kräfte aus.
    Ich könnte noch so vieles schreiben nur würden Kunden das verstehen?
    Diese sind eben unzufrieden ob jemand neu in dem Job ist,#egal#, ist halt so.
    Im übrigen bleiben nicht viele der neuen Kollegen bei der Post , woran das wohl liegen mag…

  7. das alles ist ein hausgemachtes Problem der gierigen Aktionäre und manager.du kannst irgendwann keinen Saft mehr aus der Zitrone pressen.jetzt ist Schluss wir lassen uns nicht mehr alles gefallen.

  8. Das ist keine Wertschätzung und kein Rekordangebot. Das ist ein Teil der Taktik, dass das Briefgeschäft, nach Deutsche Post AG Vorstellungen, so reformiert werden kann, wie gewünscht. Alles, was Gewinne bringt, alles was keine Gewinne bringt, prüfen. Unrentabeles kommt weg. Und das auf dem Rücken der Beschäftigten. Pfui!

  9. Ich finde die Vorgesetzten echt klasse, dass wenn die Arbeitnehmer nicht arbeiten wollen die Aufträge an Subunternehmen geht. Denn im Endeffekt arbeitet seit Jahren kaum noch ein Briefzusteller oder Paketbote fehlerlos. Sie machen hingegen ziemlich grobe Fehler und dann wollen sie noch eine Lohnerhöhung. Bei den piept es wohl. Wir Kunden sind alle frustriert über die Zustellungen, so dass Medien regelmäßig von den Fehlern berichten. Wenn jetzt noch die Preise wegen Lohnerhöhung steigen werden eh die meisten Arbeitnehmer ihre Jobs verlieren. Da das wir Kunden dann nicht mehr mittragen.

    1. Wie bitte? Ich bin einer dieser typen aber ist ihnen oder irgendjemanden mit der selben meinung mal aufgefallen das die zusteller nur nicht mehr können?

      Wenn man neu ist gut kein Problem dann gib ich ihnen recht

      Wenn man länger bei ist wissen sie warum fehler passieren? Weil die zusteller keine zeit mehr haben auf jeden kleinen scheiß zu achten und nett und lieb zu sein wie vor jahren

      Sie sind 100% einer der typen die kein plan haben was wir am Tag eigentlich noch machen müssen auser die 1000 briefe pakete oder sonst was wegzubringen!

      Also bevor sie so eine aussage tätigen melden sie sich ich nehm sie ein tag mit und dann werden wir sehen wie lang sie für eine straße brauchen bin gespannt!

    2. Vielleicht schonmal drüber nach gedacht das Fehler passieren auf Grund der hohen Arbeitsbelastung?
      Vielleicht erstmal selber in diesen Beruf rein schnuppern und dann den Mund auf machen. 😉
      Und man mag es kaum glauben,auch für die Zusteller wird das Leben teurer. Und ich glaube kaum, das sie im Jahr hunderte von Briefen verschicken das sie dann am Hungertuch nagen müssen.

    3. Ich bin über diese Aussage schockiert eine Frechheit. Machen sie diese Arbeit unter diesen Umständen und dann können sie sich äußern .

      Pfui teufel

    4. Dieser Post ist eine Frechheit sondergleichen,
      schon selbst mal über Jahrzehnte bei Wind und Wetter draußen unter Akkord Bedingungen malocht?
      Garantiert nicht!
      Seit Jahren werden die Touren größer, und es muss immer mehr in der gleichen Zeit weggebracht werden,auch ich würde Sie mal einen Tag mit auf Zustellung nehmen,bestellen Sie schon mal ein Taxi,denn bevor nicht alles zugestellt wurde kann ich Sie nicht zurück bringen.

    5. Ich glaube Sie haben es nicht richtig verstanden! Die Fehler passieren auf Grund von Überbelastung der Briefzusteller !!! Mehr Arbeit aber weniger Arbeitskräfte !
      Ihre Aussage ist eine genauso große Frechheit ,wie dass die Deutsche Post AG ihre Milliarden Gwinne lieber alleine an Aktionären, Konzernchefs und ehemaligen Konzern Chefs ausschütten anstatt ihre Mitarbeiter am Gewinn zugeteilten!
      Ich nehme aber an , dass Sie selber natürlich jeden Cent wert sind , den Sie verdienen!

    6. Lieber Kunde der Post,wenn Fehler gemacht werden bedauere ich das als Postmitarbeiter sehr.Das Fehler passieren liegt an dem Management der Post.Es werden immer mehr Bezirke zusammen gelegt,so das die Zusteller oft an ihre Grenzen sind.Die Portogebühren,sind im Gegensatz zu andern Ländern preiswert…können sie nachlesen.Abgesehen davon,ist alles teurer geworden,oder meinen sie die Fahrzeuge brauchen kein Benzin.Warum wohl gibt der Konzern so viel Geld für Stellenanzeigen aus…weil die Arbeit eine leichte ist u die Mitarbeiter so viel verdienen? Viele neuen Kräfte hören nach ein paar Wochen wieder auf,teilweise werden Paletten Hundefutter etc bestellt die normalerweise weitaus über die vorgeschriebene KG Traglast ist.Was denken sie wieviel Zeit ein Paketbote für die Zustellung pro Kunde hat? Ich finde es äußerst verwerflich welche Äußerungen sie hier von sich geben.Klar könnte der Serviece besser sein!Wenn ich Personal abbaue u die Zusteller unter Zeitdruck arbeiten müssen bleibt das nicht aus LG

    7. Was für ein ekelhaftes Kommentar, so kann auch nur jemand schreiben der keine Ahnung von dem hat was wirklich bei der Post/DHL abgeht.
      Sie sind wahrscheinlich auch jemand der sich alles nach Hause liefern lässt weil er zu faul zum selber tragen ist … PfuiTeufel

      1. DANKE für diesen Kommentar 👍♥️♥️ Der hebt mit Sicherheit nicht täglich bis zu 200 kg… und läuft dabei noch ca 25 km/ täglich auf Zeitdruck… unverschämt wie sich manche verhalten… wir haben zwar als Vollzeit eine 5 Tage Woche dafür aber alle 7 Wochen den Samstag frei… Das ist für ein Familienleben eine Katastrophe…

    8. Respekt, Anonym ist offensichtlich bestens vertraut mit der Situation. Der totale Glaube an Subunternehmer, denn bei Heuschrecken’s daheim weiß man schließlich, das billig immer auch besser bedeutet. Wir Kunden (schön formuliert – 2 mal gleich) bezeichnen diese Taugenichtse aber eher nicht als Arbeitnehmer, wenn wir unseren Frust freien Lauf lassen im Netz. Noch ein Wink: die Preise steigen nicht wegen ‚Lohnerhöhungen‘ – die gab es seit Jahren nicht, steigende Preise schon – sie steigen, weil das Pack den Hals nicht voll genug kriegen kann. Bitte noch mal in den Artikel schauen – 2,2 Milliarden Dividende ausgeschüttet, was sind dagegen 930 Millionen für die Belegschaft?

      Liebe Grüße in den Tower, wobei ich vermute, dass Anonym wohl noch nicht über das Erdgeschoß hinaus gekommen ist.

    9. Ich würde mal kleinere Brötchen in ihrem Verhalten backen… Genau dieses Verhalten ist zu 100% fehl am Platz… Sie würden diesen Job nicht einmal zwei Monate durchziehen… Und was die Rücksendungen der Pakete betrifft, sind für die Kundschaft portofrei.. Und das sind nicht gerade wenig Sendungen.. Und genau das was die Subunternehmer nicht mehr schaffen, wird auch noch über DHL abgewickelt.. Die Lohnerhöhung muss kommen, denn bei 2.500 €/ Brutto braucht man sich den Stress nicht mehr reinziehen, da einer der Bürgergeld bezieht und wir den täglich mit mehrmals anklingeln nicht von der Couch hochbekommen unseren Arbeitsbereich belächelt, wird zu Schandfleck für unser Land… Genau genommen wird es künftig sehr viele Arbeitsplätze betreffen, wir schauen in den Pflegebereich, Kindergarten, Schule, Einzelhandel… Wer diese Einstellung wie sie besitzt, darf sich auch dann nicht wundern wenn die Qualität nachlässt, denn die Arbeitnehmer kommen dann überwiegend aus dem Ausland wo die Deutschkenntnisse durchwachsen sind und Arbeitsabläufe nicht so genau genommen werden können…

    10. Immer schön den Medien und Aktienunternehmen glauben und vertrauen. Wo das hinführt sieht man bereits, in manchen Fällen sogar zur geistigen Armut.

    11. Dies ist mal wieder jemand der keine Ahnunggat was ein Zusteller leisten muss. Desweiteren ist bei dieser Aussage wohl allen klar warum der Kommentar anonym abgegeben wurde.

      LG ein Zusteller

    12. Echt jetzt, sie sind doch dafür bezahlt worden solche Äußerungen zu machen. Sie sind genau so ein Mensch, der keine Achtung vor unserer Arbeit hat. Ich bin seit 36 Jahren leidenschaftlicher zusteller, gebe jeden Tag 100%.ich Grieche auf dem Zahnfleisch jeder Knochen tut weh und ich habe trotzdem noch ein lächeln für solche a…. Wie sie übrig. Sie sollten sich schämen

  10. lVon Wertschätzung keine Spur.
    So kennt man die Manager, erst dicke Gewinne einfahren und dann die Beschäftigten mit Almosen abspeisen. Die großaktionäre, die überhaupt nicht wissen, welche Belastungen die Postbotinnen und Postboten jeden Tag bei jedem Wetter ausgesetzt sind, bekommen eine fette Dividende. Ja geht’s noch?
    Die Urabstimmung und der darauffolgede Streik sind deshalb mehr als berechtigt. Wer so ein respektloses Angebot macht, braucht sich nicht wundern.
    Streik ist wohl die einzige Sprache die die Vorstände in den Chefs Etage verstehen.

    1. Ich bin 62 Jahre alt und bin seit 32 Jahre im Unternehmen. Habe also mein halbes Leben als Postler verbracht. Hätte beinahe „verbraucht“ geschrieben. Das hätte es eher beschrieben. Fast alle Kollegen in meinem Allter haben einen Grad der Behinderung und wenigstens eine oder zwei chronische schwere Erkrankungen. und da von uns niemand gefährliche Hobbys wie Stuntman oder Wrestler betreibt kann jeder 3x raten welche Tätigkeit unter welchen Bedingungen jemand zum Wrack macht. Und das alles dann auch noch für lediglich einen feuchten Händedruck und die 10 Millionen mtl. welche Herr Appelt kassiert. Nein jetzt rdichts wirklich. Wertschätzung sieht anders aus.

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