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SPD Harburg lädt ein: Vortrag über Rechtsextremismus am Jahrestag der Machtübergabe
Harburg. Die Sozialdemokratie kämpft ständig gegen Rechtsextremismus und zum Gedenken an den 90. Jahrestag der Machtübergabe an Hitler hat der Arbeitskreis gegen Rechts der SPD Harburg eine Veranstaltung mit dem Titel „Rechtsextremismus in Deutschland – vor und nach der Wiedervereinigung. Wie bedroht ist unsere Demokratie?“ organisiert. Diese findet am 30. Januar 2023 um 19:00 Uhr im Herbert-Wehner-Haus (Julius-Ludowieg-Straße 9, 21073 Hamburg) statt und der Referent ist Dr. Knud Andresen, Wissenschaftler an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. Die Veranstaltung ist für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger geöffnet, unabhängig von einer Parteimitgliedschaft.
In dem Punkt bin ich stolz auf „mein“ Harburg: Es gilt unter Rechten als „unbespielbar“. Vor vielleicht zehn Jahren wollte mal eine Nazitruppe einen Infostand aufbauen, um vor der „Umvolkung“ zu warnen. Rund 200 Harburger (darunter dankenswerterweise die hier sehr rege Antifa) standen um das Grüppchen herum und guckten so böse, dass die Herren ihren Krempel einpackten und sich von dannen machten, kurz bevor sie im Seevekanal landeten.
Harburg ist seit 170 Jahren Einwanderungsstadt. Mit Beginn der Industrialisierung um 1850 wurden viele Arbeitskräfte gebraucht. Die kamen häufig aus Osteuropa und waren katholisch- das ist der Grund, warum es in Harburg immer noch die größte Konzentration an katholischen Kirchen aller Hamburger Stadtbezirke gibt. Die Integration fand an der Werkbank statt. Vielleicht ist das der Grund, warum sich hier niemand groß aufregt. Harburg ist zwar nicht mehr die „Rote Zelle“, die es in der Weimarer Republik war, aber die Menschen hier scheinen mir toleranter als anderswo. Hier gibt es nicht einmal Protest, wenn unser Festplatz zur Unterkunft für Geflüchtete wird… In Harvestehude würde das niemand versuchen. Auf dem Schwarzenbergfeld lernen die hiesigen Kinder normalerweise das Radfahren.
Diese Mischung der Kulturen hat ihren Reiz. Vor Jahren habe ich im Marktkauf- Center einen Kaffee getrunken und eine bezeichnende Szene beobachtet. Links von mir saß ein junges afrikanisches Paar, rechts ein altes Ehepaar vermutlich türkischer Herkunft. Die Afrikanerin war äußerst zurückhaltend gekleidet (Typ Chanel), minimal geschmückt und ungeschminkt, was sie auch nicht nötig hatte- und sie war stinksauer. Sie sprach in ihrer Landessprache ohne laut zu werden, aber jedes Wort war eine Rasierklinge. Ihrem Partner war sein feiner Anzug schon drei Nummern zu groß und er wurde immer kleiner, so hat sie ihn gefaltet.
Interessant war die Reaktion zur Rechten: Die Augen der alten Türkin blitzten begeistert, man hörte förmlich ihr inneres „Jaa! Feste! Gib’s ihm!“, während ihr Mann verbissen in seinem Mokka rührte. Das ist der wahre Nutzen des Multikulti. Es ändert das Frauenbild bei Leuten, deren kultureller Hintergrund das sonst verhindert hätte. Ich find das gut.
Die größten Feinde der Demokratie sind Intoleranz und Engstirnigkeit. Das Gegenteil sind Toleranz und Weltoffenheit. Lasst uns daran arbeiten.