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AnzeigeGesundheit

Erdnuss-Allergiker durch neue Immuntherapie besser geschützt

Elbe Kliniken sind deutschlandweit Vorreiter für diese einzig verfügbare Behandlungsoption

Buxtehude. Er kann sein Glück kaum fassen. Luca Wende (14) hat einen wichtigen Therapieschritt mit einem neuen Medikament erreicht. Er leidet seit seinem sechsten Lebensjahr an einer schweren Erdnussallergie und muss Erdnüsse strikt meiden, was die Lebensqualität der ganzen Familie beeinträchtigt. Wenn Luca aus Versehen Erdnuss essen würde, kann es zu lebensgefährlichen allergischen Reaktionen, so genannten Anaphylaxien, kommen.

Seit November 2021 gibt es die Möglichkeit einer oralen Immuntherapie für Erdnuss-Allergiker und Luca ist einer der ersten Deutschen, die sich für diese toleranzfördernde Behandlung entschieden haben. „Das zugelassene Medikament Palforzia® der Firma Aimmune besteht aus Erdnussprotein“, erklärt Dr. Andreas Kleinheinz, Chefarzt der Klinik für Dermatologie am Klinikum Buxtehude. „Und wie bei jeder Immuntherapie beginnt der Patient mit sehr kleinen Dosierungen, die langsam gesteigert werden, bis man zu einer regelmäßigen Erhaltungsdosis kommt“, ergänzt Tatjana Bobylev, Leiterin des Kompetenzzentrums für chronische Hauterkrankungen, die gemeinsam mit Dr. Markus Krüger, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Elbe Klinikum Stade, die Therapie eingeleitet hat und begleitet.  Im November hat er mit 0,5 Milligramm (mg) Erdnussprotein begonnen – eine Menge, die kaum sichtbar ist. Innerhalb von einem halben Jahr ist er bei 300 mg Erdnussprotein, der Erhaltungsdosis, angekommen. Dies ist eine Menge, die ungefähr einer Erdnuss entspricht. „Ich habe am Anfang große Angst vor der Therapie gehabt, weil ich Erdnuss ja eigentlich nicht essen darf. Aber dann habe ich gemerkt, dass ich mehr und mehr vertrage. Das ist eine große Motivation weiterzumachen“, betont Luca. Früher hatte er auf ein Zehntel dieser Menge eine schwere allergische Reaktion entwickelt. „Sein Immunsystem hat sich langsam an gewisse Erdnussgaben gewöhnt und er hatte fast keine Nebenwirkungen beim Aufdosieren“, ergänzt Diplom-Oecotrophologin Amely Brückner, die bei der Umsetzung der Therapie ganz praktisch unterstützt. Lucas Mutter freut sich schon, dass ihr Sohn und die ganze Familie demnächst die Spurenkennzeichnung nicht mehr beachten muss und vielleicht irgendwann sogar mehr als eine Erdnuss vertragen kann.

Selbst bei strikter Meidung, so zeigen Studien, reagieren 40 Prozent der Erdnuss-Allergiker im Durchschnitt einmal alle drei Jahre auf ungewollten Erdnuss-Verzehr. Allergische Reaktionen gegenüber Erdnuss sind unvorhersehbar und die häufigste Ursache von Todesfällen bei Nahrungsmittelanaphylaxien.

Studien mit dem Medikament Palforzia® haben gezeigt, dass die Patienten nach 2 Jahren Therapie zu 96 Prozent 1.000 Milligramm Erdnussprotein – das entspricht drei bis vier Erdnüssen – ohne Beschwerden essen können. 80 Prozent konnten sogar schon das Doppelte vertragen. „Dies ist sicherlich noch keine vollständige Toleranz, aber die Gefahr einer Reaktion auf unbeabsichtigten Erdnussverzehr, beispielsweise in Backwaren oder auch in einer asiatischen Soße, sind damit gebannt“, betont die Oecotrophologin. Die Aussicht auf eine erhöhte Toleranz und weniger strenge Vermeidungsstrategien hat schon einige Patienten bewogen, den Behandlungpfad mit der Immuntherapie zu beginnen. Dr. Andreas Kleinheinz und sein Team in den Elbe Elbe Kliniken behandeln mittlerweile 10 Kinder mit einer schweren Erdnuss-Allergie und sind damit Spitzenreiter in Deutschland.

„Die Verbesserung der Lebensqualität und das Senken des Anaphylaxie-Risikos für unsere Patienten stehen bei uns an erster Stelle. Hier haben wir schon viel erreicht“, betont Dr. Kleinheinz. Darüber hinaus pflegt die Dermatologie gute Beziehungen zu den niedergelassenen Kinderärzten, mit denen die Therapie mehr und mehr zusammen gestaltet wird.

Luca jedenfalls ist sehr zufrieden. Er muss sein Notfallset zwar weiterhin überall hin mitnehmen, aber er fühlt sich deutlich freier, wenn er mit Freunden unterwegs ist. Und auch seine Mutter hat deutlich weniger Angst, wenn ihr Sohn demnächst auf Klassenfahrt geht. Es hat sich gelohnt diese Therapie zu beginnen.

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