Freizeit

Gelebte Geschichte: Wie das Landleben früher war

Rosengarten. Eine Woche lang leben wie früher – die „Gelebte Geschichte“-Gruppe des Freilichtmuseums am Kiekeberg führt Besuchern das Landleben früher hautnah vor. Am Wochenende, 24. und 25. Juli, zeigen die ehrenamtlichen Darsteller drei Zeitschnitte: den Alltag von Heidebauern um 1804, von Elbfischern um 1904 und von Flüchtlingen nach 1945. Fünf weitere Tage bis Freitag, dem 30. Juli, sehen Besucher während des „Sommerspaß“-Ferienprogramms, wie die Menschen vor 200 Jahren auf einem Bauernhof lebten. Das Freilichtmuseum ist täglich geöffnet: Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr – die Vorführungen finden den ganzen Tag über statt. Der Eintritt kostet 9 Euro; für Besucher unter 18 Jahren ist er frei.

„Unsere ehrenamtlichen Darsteller nehmen die Museumsbesucher in dieser Woche jeden Tag mit auf eine Zeitreise durch die vergangenen Jahrhunderte. Vor den Augen der Besucher führen sie in authentischer Kleidung die Handarbeiten, Kochrezepte und Werkzeuge unserer Vorfahren vor“, erklärt Museumsdirektor Stefan Zimmermann. Von Tischsitten bis zur Rollenverteilung in der Familie beantworten die versierten Darsteller die Fragen der Besucher zum Alltag früher, wie er nicht im Geschichtsbuch steht.

Vor 200 Jahren lebten die Heidebauern ohne Strom mit Knecht und Magd im kargen Hof. Jeder hat seine festen Aufgaben, es gelten die strengen Hierarchien. Bei der „Gelebten Geschichte“ 1804 beginnt im Juli die Ernte im Bauerngarten: Die Mägde ernten Erbsen, Dicke Bohnen, Mangold und Johannisbeeren in den Beeten und verarbeiten sie unter Anleitung der Bäuerin weiter. Was nicht am selben Tag gegessen wird, machen sie haltbar wie die Bohnen in Salz oder die Erbsen durch Trocknung. Anschließend kocht die Magd eine Mahlzeit für die Hofgemeinschaft im Kessel über dem offenen Feuer.

Die „Gelebte Geschichte“ 1904 zeigt im Fachwerkhaus aus Drage, wie eine Fischerfamilie 100 Jahre später schon mit spärlichem elektrischen Licht wohnt. Die Familie baut Gemüse und Blumen im eigenen Kräutergarten zum Verkauf auf dem Hamburger Markt an, denn die Fischbestände in der Elbe sind stark zurückgegangen. Ihr gefangener Fisch kam selten auf den eigenen Tisch. Auf dem gusseisernen Herd kocht die Frau des Fischers saisonales Gemüse mit Kartoffeln – zu besonderen Anlässen auch mal einen Schweinebraten.

40 Jahre später kämpften Flüchtlinge und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten ums Überleben. Alles, was für die Menschen 1945 zum Überleben brauchten, gab es nur über Lebensmittelkarten oder sie mussten es „irgendwie organisieren“. Ein Glück, wenn sie, wie die Darsteller der „Gelebten Geschichte“ 1945 an ihrer Notunterkunft einen kleinen Garten zur Selbstversorgung hatten: Sie sammeln Brennnesseln und Eicheln für Tee, Suppe und Kaffee – im Sommer auch mal Kartoffeln und Bohnen, die sie vor den Augen der Besucher auf dem Behelfsherd „Kochhexe“ zubereiten.

Die Woche „Gelebte Geschichte“ findet zeitgleich zum Sommerspaß, dem offenen Ferienprogramm am Kiekeberg, statt. Für Kinder und Erwachsene wird Geschichte hier lebendig und greifbar. Ab vier Jahren machen Kinder in Begleitung beim „Sommerspaß“ bei täglich wechselnden Mitmachaktionen rund um die Themen „Wasser“ und „Tiere“ mit – ohne Anmeldung von 10 bis 17 Uhr. Einige Stationen sind kostenfrei, für andere fallen Materialkosten an.

Nächste „Gelebte Geschichte“-Termine 2021, jeweils 10–18 Uhr:

Sbd – So, 14.–15.8.

Sbd – So, 4.–5.9.

Sbd – So, 23.–24.10. (Kartoffeltag)

Die Idee der so genannten „Living History“ stammt aus den angelsächsischen Ländern, Skandinavien und den Niederlanden. Seit 2004 ist das Projekt Gelebte Geschichte ein fester Bestandteil des Programms im Freilichtmuseum.

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