
Lokaler Widerstand und globale Zukunftsverantwortung
Wie Bauern gegen Raubbau kämpfen
Neugraben-Fischbek. „Für den Moment ist es uns gemeinsam in unserer Stadt durch unseren Widerstand gelungen, die Agenten der amerikanischen Bergbaugesellschaft zu vertreiben“ schreibt Vanesa Medina Diaz (34) aus Cajamarca im Nordosten von Peru der Projektgruppe der Michaelis-Kirche. Seit über zehn Jahren versuchen immer wieder Prospektoren und Techniker mit der Förderung in dieser Region entdeckte umfangreiche Goldvorkommen.
Dass der Abbau von Gold enorme Zerstörungen der Umwelt und die Vergiftung der Gewässer nach sich zieht, ist inzwischen überall in Lateinamerika bekannt. So fürchten auch die Menschen im Distrikt von Cajamarca, von denen viele indianische Wurzeln haben, die Zerstörung ihrer Heimat und damit ihrer natürlichen Lebensgrundlage. Dennoch gibt ihnen der Erfolg ihres Widerstandes keine letzte Sicherheit, denn sie haben erlebt, dass die Prospektoren immer wieder neue Anläufe gemacht haben, das Recht zu brechen oder aber durch Bestechung neue Genehmigungen zu erwirken.
„Als Kind habe ich davon gehört, dass die Angestellten der Mienengesellschaften in Wohlstand leben, große Häuser haben, große Auto fahren und ihre Kinder in beste Schulen schicken. Heute weiß man, dass die meisten Arbeiter in den Mienen ein armseliges Leben führen und ihre Gesundheit ruinieren.“
Weiter berichtet Frau Diaz, die derzeit in Hamburg Sozialökonomie studiert: „Meine Heimatregion grenzt an Ecuador. Das Klima ist bestimmt von den milden Hängen der Anden und den Ausläufern des tropischen Regenwaldes. Die Region ist sehr fruchtbar. Auf den fruchtbaren Böden erwirtschaften die Bauern all die Nahrungsmittel, die für die Versorgung der Region und darüber hinaus notwendig sind. Außerdem werden Agrarprodukte erzeugt, die für den weltweiten Markt profitabel sind wie Kakao, Mango, Avocado und Kaffee. Obwohl diese Region als arm gilt, liefert sie den Menschen Nahrung und den Lebensunterhalt. Aus alter Tradition ist bekannt, unser Land Goldland ist, was neben der Schönheit der Landschaft auch viele Touristen anzieht. Allerdings wecken diese Bodenschätze Begehrlichkeiten von Investoren, denen es egal ist was aus unserer Gegend wird und die Interesse haben, diese Schätze auszubeuten. Sie wollen das natürliche Wasser aus den zwei Seen der Region für das Auswaschen des Goldes nutzen. Aber wir wissen, dass durch die Chemikalien und das Quecksilber die gesamte Gegend und das Wasser vergiftet werden und auch zwei geplante Dämme die Verunreinigung des Grundwassers die Gefahr des Dammbruches nicht ausschließen. Wir erleben mit großer Angst, dass der Konzern „Mineria Yanacocha“ mit seiner größten Investition -das Conga Projekt- seine Bestrebungen um die Schürfrechte und die Ausbeutung der Bodenschätze nicht aufgeben wird. Er ist geleitet von seinen Gewinninteressen. Wir befürchten aber, dass die wirklichen Opfer dieses Vorhabens insbesondere unter den Gruppen der indianischen Bevölkerung sein werden, denn mit dem Verlust der Heimat, der Zerstörung der Natur und ihrer Lebensgrundlagen werden sie nicht nur vertrieben, sondern gehen als Volksgruppen unter. Weil die Gefahr durch die Kräfte der Zerstörung weiter besteht, müssen auch wir weiter für den Erhalt unserer Umwelt Widerstand leisten.“
In dieser Aktion sieht die Initiative „Neugraben fairändern“ wir exemplarisch mehrere Anliegen der siebzehn Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen, nach denen sich alle Staaten der Erde verpflichten, allen Menschen grundlegende Verbesserungen der Lebensverhältnisse und den Schutz unseres Planeten zu gewähren, sind. Die Initiative lädt die Besucher des Stadtteilfestes „Neugraben erleben“ am Sonntag, 08. September 2019 zu einem Standbesuch ein. Dort gibt es auch die Gelegenheit, Vanesa Medina Diaz und andere zu treffen, sich mit ihr auszutauschen und sich wechselseitig zu ermutigen, im gemeinsamen Kampf für eine nachhaltige Welt in Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen.